Traueranzeige für Germanwings-Copiloten erschienen
Montabaur/Haltern (dpa) - Gut ein Jahr nach der Germanwings-Katastrophe ist eine Zeitungsanzeige im Namen der Familie des Copiloten veröffentlicht worden.
In der Todes- und Danksagungs-Anzeige in der Samstagausgabe der „Westerwälder Zeitung“ ist ein Bild von Andreas L. zu sehen - er hatte das Flugzeug am 24. März 2015 absichtlich in einen Felsen in den Alpen gesteuert.
Alle 150 Menschen an Bord starben damals. Darunter waren auch 16 Schüler und 2 Lehrerinnen eines Gymnasiums in der Ruhrgebietsstadt Haltern am See. Zum Schulbeginn nach den nordrhein-westfälischen Osterferien wurde dort am Montag in zwei Gottesdiensten der Opfer gedacht.
Ob die Zeitungsanzeige tatsächlich von der Familie des psychisch kranken Copiloten aufgegeben wurde, war am Montag unklar, eine Bestätigung gab es zunächst nicht. Die „Rhein-Zeitung“, zu der die „Westerwälder Zeitung“ gehört, wollte sich auf Anfrage mit Verweis auf die Privatsphäre nicht zum Auftraggeber äußern. Andreas L. ist in Montabaur im Westerwald aufgewachsen.
Unterzeichnet im Namen von seinen ' Eltern und Bruder ist in der Annonce von einem Jahr voller Erschrecken und Nichtbegreifen, von einem Jahr der Sprachlosigkeit und Verzweiflung sowie der nicht bewältigten Trauer die Rede. Eltern und Bruder bedanken sich demnach bei Menschen, die ihnen in dieser Zeit geholfen hätten - bei Nachbarn, Freunden, dem Pfarrer für eine „würdevolle Trauerfeier“, den Trauergästen sowie dem Bestatter für „seine Diskretion“. Darunter steht geschrieben: „Wir haben einen liebenswerten und wertvollen Menschen verloren.“
In Haltern gedachten derweil Schüler, Lehrer und Angehörige erneut der Absturzopfer. Die 16 getöteten Schüler und ihre beiden Lehrerinnen vom Joseph-König-Gymnasium waren auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch, als die Germanwings-Maschine abstürzte. Die Maschine war in Barcelona gestartet und sollte in Düseldorf landen.
An dem ökumenischen Gottesdienst in der Sixtus-Kirche von Haltern nahmen rund 1000 Menschen teil, darunter auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). In der Marienkirche gab es zudem einen Gottesdienst für die Jahrgänge 5 bis 7.
Vor dem Altar in der Sixtus-Kirche standen brennende Kerzen, auf die die Vornamen aller 18 Opfer aus Haltern geschrieben waren. Hinter den Kerzen lag eine große, von einer Kunst-AG der Schule gestaltete offene Hand, auf die alle 18 Namen geschrieben waren. Zu dem Bibelwort „Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände“ wurden im Gottesdienst dann die Namen aller 18 Opfer genannt.
In einem „Tränengebet“ ging es um die vielen Tränen der Trauer. Zur Veranschaulichung ließen Schülerinnen Krüge mit Wasser in einen großen Krug laufen. „So viel Leben, das noch hätte gelebt werden müssen. Auch darum werden wir noch viele Tränen weinen“, hieß es in dem Gebet.