Trendforschung: Den Frauen gehört die Zukunft
Die Deutschen sterben nicht aus, und die Klimakatastrophe kommt auch nicht. Nur die Männer müssen sich warm anziehen.
Düsseldorf. Zukunft hat in Deutschland keinen guten Ruf. Trotzdem erfreut sich einer wie Matthias Horx, der durchaus erfreuliche Aussagen über die Zukunft trifft, auch hierzulande größter Aufmerksamkeit. Schließlich blickt er nicht in irgendwelche Kugeln oder befragt die Sterne. Die Trendforschung ist eine ernstzunehmende Wissenschaft, und Horx einer ihrer bekanntesten Vertreter. Und wer wollte nicht wissen, wie Deutschland im Jahre 2050 aussieht?
Nicht so schlecht, wie die meisten Menschen befürchten, lautet die Botschaft. Horx, der den Gastvortrag beim "Tag der Düsseldorfer Unternehmer" hielt, trat den zahlreichen Miesmachern der Nation gestern einmal mehr kräftig gegen das Bein. "In unserem Land hat der Apokalyptiker immer recht", unkte er gleich zu Beginn. "Selbst wenn der Weltuntergang ausfällt, kann der Apokalyptiker das als seinen Erfolg verbuchen. Schließlich hat er ja rechtzeitig vor den Gefahren gewarnt." Wen wundere es da noch, dass nur zwölf Prozent der Deutschen optimistisch in die Zukunft blicken?
Horx mag den Vorhersagen der Klimaforschern nicht folgen, weil Prognosen über die Klimaentwicklung mindestens so schwer zu treffen seien wie über die Entwicklung von Börsenkursen. Die Erde habe in ihrer langen Geschichte viele Klimaveränderungen erlebt, ohne unterzugehen. "Vermutlich ist es gefährlicher für uns", so Horx, "wenn wir die Luft anhalten, um weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre zu atmen."
Die Vorhersagen darüber, dass die Weltbevölkerung explodiert, während Deutschland auf die demographische Katastrophe zusteuert, hält Horx für widerlegt. Neue Rechnungen zeigten, dass die Weltbevölkerung die Neun-Milliarden-Marke erreichen werde; dann sei Schluss. In Deutschland sinke die Zahl der Einwohner bis 2050 nur leicht auf 78 Millionen, weil die Geburtenrate wieder anziehe. "Diesen Trend können wir heute in vielen Großstädten schon beobachten."
Horx zufolge prägen die Frauen unsere Gesellschaft immer mehr. Schon im Jahre 2000 hätten sie die Männer in puncto Bildung überholt: Inzwischen gebe es deutlich mehr Studentinnen als Studenten. Der männliche Alleinverdiener als typisches Merkmal einer Industriegesellschaft werde in der modernen Wissensgesellschaft immer seltener. Frauen drängten zunehmend in früher von Männern dominierte Berufe; wirtschaftliche Unabhängigkeit und wachsendes Selbstbewusstsein führten dazu, dass sich immer mehr Frauen von ihren Männern scheiden ließen. Horx glaubt, dass der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen bis 2050 aufgehoben ist.
Deutschland wird älter, aber nicht vergreisen, ist sich der Forscher sicher, denn: "Wir werden beim Älterwerden immer jünger." Gesundheit werde der wichtigste Rohstoff sein. Entscheidend sei, dass die Gesellschaft das Potenzial nutzt, so Horx: "Warum arbeiten in Island 90 Prozent der 60-Jährigen, in Deutschland aber nur 43 Prozent?" Das könnte schon heute anders sein.