Treppenrenner stürmen Frankfurter Messeturm
Frankfurt/Main (dpa) - Noch wenige Sekunden, dann spurten die drei Feuerwehrmänner als eines der ersten Teams den Messeturm in Frankfurt hinauf - 1202 Stufen, in voller Montur, ohne Atemmaske. „Das ist richtig anstrengend, die Luft wird dünn“, sagt Thomas Heinold, Feuerwehrmann aus Köln.
Rund 25 Kilogramm wiegt seine Ausrüstung, er trägt feuerfeste Kleidung und eine Sauerstoffflasche auf dem Rücken. „Wir haben extra hierfür trainiert.“ Sie nennen sich: „Treppenfeuerwehr.“
Das Trio macht an diesem Sonntag bereits zum dritten Mal beim Skyrun mit, dem höchsten Treppenhauslauf in Europa. Bei dieser Aktion, die zum 10. Mal in Frankfurt stattfindet, laufen Teams, Einzelläufer, Profisportler und Laien so schnell wie möglich die 61 Stockwerke des Messeturms hinauf.
„Wir sind damals im Internet darauf aufmerksam geworden“, erzählt Feuerwehrmann Heinold. Es sei eine gute Gelegenheit, die Fitness für Einsätze zu trainieren. Außerdem kommen die Startgebühren der Unternehmensteams und der Feuerwehren einem gemeinnützigen Verein zugute, der sich für Menschen mit angeborener Querschnittslähmung und Störung des Gehirnwasserkreislaufs einsetzt. „Da machen wir natürlich gerne mit.“ 2015 nahmen 885 Läufer an der Spendenaktion teil; 18 500 Euro kamen zusammen.
In diesem Jahr werden es über 20 000 Euro an Spenden, denn 1119 Menschen stürmen den Messeturm hinauf. Darunter sind 412 Feuerwehrmänner. Schnaufend und prustend kämpfen sie sich Stufe um Stufe hinauf; manche pausieren, stützen sich an der Wand ab. „Geht's?“, ruft jemand durchs Treppenhaus. Im 30. Stockwerk muss eine Feuerwehrfrau vor Erschöpfung abbrechen. „Ich möchte runter“, sagt sie, und nimmt den Fahrstuhl.
Niemand verletzt sich am Sonntag - auch wenn es bei Christian Riedl knapp ist: Der 35-jährige Physiker aus Erlangen, einer der international erfolgreichsten Treppenrenner, stürzt zu Beginn seines Laufs. Doch er berappelt sich flott, läuft weiter, und knackt den Rekord. In 6:25,5 Minuten erreicht er das Ziel in 222 Metern Höhe. Die bisherige Bestzeit stammt von dem Polen Piotr Lobodzinski, der 2014 in 6:28,0 Minuten den 61. Stock erreichte. Bei den Damen gewinnt die Australierin Suzy Walsham in 7:47,3 Minuten.
„Ich habe hart dafür trainiert“, sagt Riedl kurz nach der Siegerehrung. Seit 2007 ist der 35-Jährige Treppenrenner. Riedl wünscht sich, dass seine Sportart nicht als „exotisch“ wahrgenommen werde. „Sie wächst - weltweit.“
Jene, die am Sonntag mit letzter Kraft das letzte Stockwerk erreichen, sind erleichtert. Cheerleader begrüßen die Sportler mit Pompons. Die Luft ist stickig. Ein Feuerwehrmann sinkt auf die Knie, stützt sich mit beiden Händen ab, atmet schwer. Alle reißen sich die Schutzkleidung vom Körper und jubeln. Ein Feuerwehrmann aus Baden-Württemberg ruht sich auf einer Bank aus. „Es war verdammt warm und anstrengend“, sagt er. Damals, als er zum ersten Mal an dem Treppenlauf teilgenommen habe, hätten seine Kollegen gewitzelt, er sei wahnsinnig. „Inzwischen machen sie alle mit.“