Tukan bekommt künstlichen Schnabel aus dem 3D-Drucker

San José (dpa) - Grecia ist wieder ein ganzer Kerl. Vor einem Jahr hatten Jugendliche dem Tukan mit Stöcken den oberen Teil seines bunten Schnabels abgeschlagen. Jetzt haben Tierärzte in Costa Rica dem Tropenvogel eine Prothese angesetzt.

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„Das Verfahren war nicht einfach. Über Monate haben wir Analysen gemacht und Designs entworfen“, sagt Hugo Alonso Rivera vom Tierpark Zoo Ave in der Nähe der Hauptstadt San José. „Aber letztlich war es ein Erfolg.“

Dabei haben die Tierschützer, Veterinäre und Wissenschaftler viel über die Bedeutung des Schnabels für Tukane gelernt. „Der Schnabel hat verschiedene Funktionen. Er dient dazu, sich zu putzen, Nahrung zu sich zu nehmen und die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts auf sich zu ziehen“, erklärt Rivera.

„Der Verlust hatte also auch psychologische Auswirkungen auf Grecia.“ Denn ohne seinen prächtigen Schnabel machte er bei den Weibchen keinen Stich mehr. Außerdem konnte der Tukan nicht mehr Laut geben - jetzt krächzt er wieder wie zuvor.

Tukane gehören zu den Spechtvögeln und sind in Mittel- und Südamerika heimisch. Der Schnabel dient auch der Verteidigung, dem Balzen und der Wärmeregulation. Ist es sehr heiß, können die Vögel über den großen Schnabel überschüssige Wärme abführen. Diese Funktion wird die Prothese zwar nicht übernehmen können, aber zumindest kann der Vogel jetzt wieder fressen und balzen.

Die Prothese wurde aus Nylon in einem 3D-Drucker gefertigt. Das Material ist leicht und sehr widerstandsfähig. Vier Unternehmen beteiligten sich zunächst an der Entwicklung der Prototypen. Später gab es Streit und eine juristische Auseinandersetzung mit zwei Beteiligten. Das Projekt dürfte eine Premiere in Lateinamerika gewesen sein. Bislang haben in den USA ein Adler und ein Pinguin neue Schnäbel aus dem 3D-Drucker erhalten.

„Die größte Herausforderung war es, den richtigen Kleber zu finden“, sagt Rivera. „Wir mussten sicherstellen, dass er lange hält und den Schnabelstumpf nicht beschädigt.“ Nach einer Reihe von Versuchen fanden die Forscher die beste Mischung. Dennoch werden die Tierpfleger die Prothese alle zwei bis drei Monate neu verkleben müssen, da sich das Horn des Schnabelstumpfs ständig erneuert und die Verbindung dadurch locker wird.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Rivera. „Wir haben bereits festgestellt, dass Grecia wieder in besserer Stimmung ist und mit dem Schnabel fressen kann. Das war unser Hauptziel.“ In Freiheit wird Grecia nie mehr leben können. Aber mit seiner Schnabelprothese klappt es jetzt vielleicht wenigstens wieder mit den Weibchen.