TV-Bosse setzen Sheen vor die Tür
Die Produzenten haben dem erfolgreichen Star vieles verziehen. Doch ihre Geduld ist am Ende: „Two and a Half Men“ wird vorerst nicht weitergedreht.
New York. Durch drei Rollen ist Charlie Sheen in den vergangenen zehn Jahren berühmt geworden. Immer hieß er dabei Charlie, trank exzessiv, war zynisch, egoistisch, spielte und hatte Affären mit Frauen, deren Vornamen er kaum kannte.
Die erste dieser Rollen war in der Sitcom „Chaos City“, die zweite in der Serie „Two and a Half Men“, die dritte in der Tragödie seines Privatlebens. Jetzt ist Schluss. Mit seinen Hasstiraden hat sich der 45-Jährige, zumindest vorerst, zu Fall gebracht — und „Two and a Half Men“ gleich mit. Die Dreharbeiten zur achten Staffel wurden eingestellt.
Seit fast acht Jahren läuft die Serie um den Jingle-Komponisten Charlie Harper, dessen Lebenswandel man, positiv ausgedrückt, als „lebensbejahend“ bezeichnen könnte. Die Bierflasche in seiner Hand wechselt fast so häufig wie die Frau an seiner Seite. Die Konflikte mit Bruder und Dauerversager Alan, dessen Sohn Jake und diversen Nebenfiguren bringt Menschen in fast 50 Ländern zum Lachen. „Two and a Half Men“ ist ein Markenzeichen geworden, und ProSieben freut sich über Traumquoten.
Doch die Rolle des Charlie Harper unterschied sich offenbar kaum vom Leben des Charlie Sheen. Mal wurde sein teurer Mercedes völlig zerstört am Fuße einer Klippe gefunden, mal rief seine Frau und die Mutter seiner Zwillinge die Polizei, weil er sie mit einem Messer bedroht haben soll. Mal vergnügte er sich gleich mit mehreren Porno-Darstellerinnen, mal schien er dank Alkohol und anderer Drogen dem Tode näher als dem Leben. In der letzten Staffel war er, trotz aller Schminke und bester Ausleuchtung, blass und mager.
Doch wie das Publikum verziehen auch die Produzenten und machten Sheen mit angeblich etwa einer Million Dollar (725.000 Euro) pro Folge zu einem der bestbezahlten Schauspieler der Fernsehgeschichte. Bis jetzt.
Mit öffentlichen Hasstiraden gegen den Produzenten Chuck Lorre hat Sheen den Bogen überspannt. Als „verseuchte kleine Made“ beschimpft er den 58-Jährigen, der mit seiner, Sheens, Macht und der Wahrheit nicht umgehen könne. Er wünsche ihm „nichts als Schmerz“. Nur Wochen, nachdem er den Produzenten für ihr Verständnis gedankt hatte, bezeichnete er Lorre als Idioten und Nichtskönner.
„Wir beten für ihn. Diese Abhängigkeit ist eine Krankheit wie Krebs“, hatte sein Vater Martin Sheen noch im Internetdienst „TMZ“ für Nachsicht geworben. Doch damit war es vorbei, als Sheen in seiner Hasstirade mehrfach giftig hervorhob, dass Lorre Jude sei. Am Freitag zog CBS den Stecker und beendete die achte Staffel vorzeitig. Alleiniger Grund seien „Äußerungen, Benehmen und Zustand“ Sheens, hieß es in einer knappen Mitteilung.
Der Hauptdarsteller hatte so etwas offenbar geahnt. „Sie haben gesagt, dass sie die Serie absetzen, wenn ich angreife“, hatte Sheen in seinem Radiointerview gesagt. „Jetzt will ich mal sehen, ob sie es ernst meinen.“ Sie meinten es ernst, und ob es nach der abgesetzten achten jemals eine neunte Staffel geben wird, steht in den Sternen. Sheen hat vor der Zukunft offenbar keine Angst. Er wolle ohnehin lieber „Kinofilme mit Superstars machen als mit solchen Idioten zu arbeiten“.