TV-Moderator Dieter Moor: „Ich möchte Deutscher werden“

Der Schweizer Dieter Moor erklärt in einer TV-Doku die Menschheit — und warum Geschichte wichtig für alle ist.

Berlin. Von der Steinzeit über die Römer und das Mittelalter bis in die Jetztzeit: 70 000 Jahre umfasst die zweiteilige Mammut-Dokumentation „Die Geschichte des Menschen“, die Vox am Freitag und Samstag jeweils um 20.15 Uhr zeigt. Die knapp achtstündige Dokumentation bringt dem Zuschauer die wichtigsten Stationen der Menschheitsgeschichte in dramatischen Szenen nahe. Präsentiert wird die Zeitreise von Dieter Moor, der normalerweise das Kulturmagazin „ttt - titel, thesen, temperamente“ moderiert.

Herr Moor, ist der Mensch die Krone der Schöpfung?

Dieter Moor: Absolut nicht. Sie kennen ja den alten Witz, wo zwei Planeten sich begegnen, und der eine fragt: ,Wie geht’s dir?’, und der andere antwortet: ,Schlecht, ich hab Menschen.’ Worauf ihn der eine wiederum tröstet: ,Ach, das geht vorbei.’ Je älter ich werde, desto mehr glaube ich, dass wir ein vorübergehendes Phänomen sind. Warum Mutter Natur, die ja eigentlich perfekt funktioniert, dieses Wesen geschaffen hat, erschließt sich mir nicht.

Klingt pessimistisch. Dabei hat die Doku über die Geschichte des Menschen ja durchaus einen optimistischen Grundton . . .

Moor: Stimmt, und das hängt damit zusammen, dass sie den Menschen als Teil der Natur begreift und nicht den Gegensatz zwischen Mensch und Umwelt aufmacht, wie das häufig geschieht. Wir sind ein Teil dieser Welt, das ist meiner Ansicht nach eine ganz wichtige Erkenntnis, und das wird mir auch in meinem anderen Leben als Landwirt klarer.

In der Doku werden die verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte angerissen. Welches Kapitel ist für Sie das spannendste?

Moor: Im Grunde sind alle Epochen spannend, und das nicht zuletzt, weil sie aufeinander aufbauen. Ich persönlich interessiere mich vielleicht am meisten für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte: Wie kam es zur französischen Revolution, zum Kalten Krieg — alles hochinteressante Themen. Aber es ist auch da ganz hilfreich, wenn man weiß, was vorher war. Das 20. Jahrhundert ist vielleicht die Zeit, die mich am meisten fasziniert.

Deutschland hat oft eine unselige Rolle gespielt. Sind Sie froh, dass Sie als Schweizer nichts damit zu tun haben?

Moor: Ganz im Gegenteil, ich habe ja sogar vor, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Ich möchte unter anderem Deutscher werden, weil mir gefällt, wie dieses Land mit der ungeheuren Last seiner Vergangenheit umgeht, wie es versucht, diese Fakten aufzuarbeiten. In der Schule in der Schweiz haben sie uns immer beigebracht, dass die Schweizer stets die Guten waren — später habe ich dann herausgefunden, dass vieles an dem Geschichtsbild, das einem da vermittelt wurde, nicht stimmt.

Wann genau werden Sie denn Deutscher?

Moor: Weiß ich noch nicht genau, aber mein Ziel ist es schon, die Staatsbürgerschaft in nächstmöglicher Zukunft zu beantragen — und hoffentlich auch zu bekommen. Dann kann ich hier wählen gehen und ganz anders mitreden.

Sie bewirtschaften einen Hof. Wie bekommen Sie das mit Ihrem TV-Job unter einen Hut?

Moor: In der Hinsicht fühle ich mich privilegiert, das klappt ganz wunderbar. Wenn ich im Stall stehe und den Kühen Heu gebe und mir dann denke: In zwei Stunden bist du wieder fürs Fernsehen unterwegs, dann freut mich das einfach. Beide Lebensbereiche relativieren den jeweils anderen: Man ist kein reines Landei, läuft aber auch nicht Gefahr, sich als Fernsehfuzzi so wichtig zu nehmen.