"Scripted Reality" TV-Serien machen der Polizei Arbeit

„Scripted Reality“-Serien im Privatfernsehen sind beliebt. Für viele Zuschauer erweckt das Gezeigte einen realistischen Eindruck.

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Köln. Diebstahl, Einbruch oder Verkehrsunfälle — „Scripted Reality“-Sendungen im Fernsehen simulieren die Dokumentation der realen Polizeiarbeit nach einem vorgeschriebenen Drehbuch. Manche Zuschauer nehmen das für bare Münze und rufen bei der echten Polizei an. „Das kommt immer wieder mal vor“, sagt Dirk Weber, Sprecher der Kölner Polizei.

Die meisten Anrufer wollten wissen, ob die gezeigte Geschichte stimmt. „Ist das wirklich die Polizei? Das kenne ich ganz anders“, werde dann gesagt, erzählt Weber. In Köln werden gescriptete Polizeiserien wie „Auf Streife“ von Sat.1 oder „Der Blaulicht Report“ von RTL gedreht. Manchmal kämen auch Anrufe oder Mails mit Autogrammwünschen. Den Sendern sei das nicht vorzuwerfen, meint Weber: „Die machen letztendlich nichts falsch, das ist geschickt vermarktet.“

Auch in Duisburg, wo „Die Ruhrpottwache“ (Sat.1) spielt, ist die Verwirrung um das Format nach Angaben der Polizei durchaus ein Thema. Demnach gingen lokale Zeitungen Hinweisen aus der Bevölkerung zu Einsätzen nach, die sich schließlich als Teil der fiktiven TV-Serie herausstellten, sagt Sprecher Ramon van der Maat. „Die Leute glauben das, was sie sehen.“

Beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP) sind seit 2015 sechs schriftliche Beschwerden eingegangen, wie Sprecher Victor Ocansey sagt. Dabei gehe es etwa um die Frage, ob „echte Polizisten“ eingesetzt würden oder wer die Verantwortung für falsches Verhalten der Serien-Polizisten trage.

„Ein Gros der Zuschauer weiß, dass die Sendung gescripted ist“, sagt RTL-Sprecher Christian Körner. Eine von RTL in Auftrag gegebene Forsa-Studie aus dem Jahr 2012 zeige, dass damals nur 13 Prozent der Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren gescriptete Serien für tatsächliche Geschehnisse hielten. Den Anteil schätzt Körner heute noch geringer ein. Vor und nach der Sendung werde zudem klargestellt, dass es sich nicht um reale Begebenheiten handele.

So sei es auch bei „Auf Streife“, schildert Sat.1-Sprecherin Diana Schardt: „Die betreffenden Formate sind eindeutig gekennzeichnet, unter anderem mit dem Hinweis, dass alle Personen und Handlungen frei erfunden sind.“

Der Polizei ist das aber nicht genug. Die Hinweise seien leicht zu übersehen, meint LAFP-Sprecher Ocansey: „Eine noch deutlichere, einheitliche und audiovisuelle Kennzeichnung wäre durchaus wünschenswert.“ Generell sei das Genre aufgrund des mangelnden Wirklichkeitsbezugs zur realen Polizeiarbeit „für die Reputation der Polizei problematisch“.

Die Behörde unterstütze die Sendungen deshalb nicht. Jedoch könnten Beamte einen Antrag auf Nebentätigkeit stellen, um als Schauspieler zu arbeiten. Laut RTL spielen einige echte Polizisten im „Blaulicht Report“ mit — was wiederum das LAFP nicht gerne sieht.

In einem Streit um eine solche Nebentätigkeit hatte das Oberverwaltungsgericht NRW im April 2016 allerdings einem Polizisten recht gegeben. Er wollte in den RTL-Produktionen „Familien im Brennpunkt“ und „Verdachtsfälle“ als Kriminalexperte auftreten. Sofern er dies inhaltlich zutreffend und sachlich tue, bestehe keine Gefahr für das Ansehen der öffentlichen Verwaltung, urteilten die Richter.