Kampagne geht nach hinten los Julia Klöckners #Dorfkinder-Kampagne erntet Kritik und Spott
Düsseldorf · Bisher bringt Bundesagrarministerin Julia Klöckner ihre #Dorfkinder-Kampagne hauptsächlich Spott ein. Der Vorwurf lautet, sie instrumentalisiere. Die Politikerin selber sieht die Kampagne als Anstoß einer Debatte.
Eine neue Kampagne von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat es bei Twitter an die Spitze der Gesprächsthemen geschafft. Allerdings wohl nicht ganz so, wie von Klöckner und ihrem Ministerium erhofft. Denn unter dem Hashtag #Dorfkinder kommen vor allem Kritik und Spott.
Die CDU-Politikerin hatte die Kampagne am Sonntagabend mit einem Tweet auf Twitter vorgestellt. Darunter sollen positive Beispiele der „ländlichen Entwicklung“ gesammelt werden, wie es ihr Ministerium erläuterte. Klöckner postete eine Collage mit vier Beispielen.
Gerade dieses Bild wurde von vielen Twitter-Usern sofort aufs Korn genommen. So verpixelte eine Userin das Foto stark und schreibt dazu „Wie #dorfkinder die Kampagne sehen“. Damit spielt sie auf die schlechte Internetverbindung in vielen ländlichen Gegenden in Deutschland an.
Neben dem langsamen Internet kritisieren viele Menschen auf Twitter auch fehlenden Investitionen in anderen Bereichen auf dem Land. Die schlechte Infrastruktur, fehlenden ÖPNV oder Freizeitangebote. Dafür verantwortlich machen viele User die CDU und ihr Festhalten an der Schwarzen Null - also Klöckners Partei. Aus aktuellem Anlass wird auch die Einigung im Kohleausstieg aufgegriffen. Durch den Tagebau Garzweiler werden im CDU-regierten NRW ganze Dörfer abgerissen. Die Dorfkinder, die dort leben, werden umgesiedelt.
Aus den fehlenden Investitionen entwickle sich auf dem Land und bei den Dorfkindern eine Perspektivlosigkeit. Viele User auf Twitter berichten über schlechte Erfahrung mit Alkoholproblemen und Nazis auf dem Dorf. So schreibt die Autorin Sophie Paßmann „Bei mir auf dem Dorf gab es einen, der immer, wenn er besoffen war „Deutschland den Deutschen“ gerufen und den Hitler-Gruß gemacht hat.“ In einem zweiten Tweet fügt sie hinzu, dass dieser Mann aber wohl keine Zeit für den Fototermin zu Klöckners Kampagne hatte.
Ob nun auf humorvolle Art oder mit ernsten Tweets, der Kernpunkt der Kritik vieler Twitter-User ist, dass Klöckners Kampagne die Dorfjugend nur instrumentalisieren wolle um von den echten Problemen abzulenken. Konkrete Maßnahmen um etwas zu ändern gebe es dagegen nicht.
Klöckner und ihr Landwirtschaftsministerium sehen die Kampagne trotzdem als Erfolg, denn sie stoße eine wichtige Debatte über das Leben auf dem Land an, so die CDU-Politikerin. Das Ministerium schreibt auf Twitter, dass man „Die Dörfer ins Gespräch bringen.“ wollte, das hätte man erreicht.