Uderzos Erben schicken Asterix in die PR-Schlacht

Paris (dpa) - Superstars mit Zaubertrank: Wenn ein neues Asterix-Heft erscheint, wird in Paris die ganz große Bühne gewählt. 57 Meter über der Hauptstadt, im ersten Stock des Eiffelturms geben die Autoren Einblicke in das neue Heft „Der Papyrus des Cäsar“.

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Und wer es trotzdem noch nicht verstanden hat, welchen Stellenwert die rebellischen Gallier in Frankreich haben, für den liefert die Moderatorin fix den Vergleich: „Ein Star wie James Bond“ sei Asterix, sagt sie nachdrücklich. Albert Uderzo, zusammen mit René Goscinny der Schöpfer der Figuren, verzieht amüsiert zustimmend den Mund.

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Nicht leicht, ein solches Erbe anzutreten. Uderzos Nachfolger Jean-Yves Ferri und Didier Conrad hatten sich in ihrem ersten Heft „Asterix bei den Pikten“ vor zwei Jahren behutsam in das Gallier-Universum vorgetastet und sichtlich versucht, den Zeichenstil früher Folgen aufzugreifen. Conrad stieg dafür sogar von der Feder auf den Pinsel um. Nun warten Fans gespannt, ob es dem Duo gelingt, auch noch einen etwas verwobeneren Plot zu liefern. Dabei könnte helfen, dass der Druck diesmal nicht ganz so groß war: „Der Erfolg des ersten Hefts hat alle entspannt“, sagt Didier Conrad.

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Die ersten Einblicke in das ansonsten noch streng geheime Heft, das am 22. Oktober erscheint, lassen hoffen. Es geht natürlich um den ewigen Kampf mit den Römern, der diesmal aber offenbar auch als PR-Attacke daherkommt. Inspiriert von der Schrift „Der Gallische Krieg“, die aus Cäsars Sicht dessen Feldzüge in Gallien beschreibt, schafft das Heft die Figur einer Art Spindoktor der Antike: Syndicus (im französischen Original: Bonus Promoplus) hält als Kommunikationsberater des römischen Herrschers die Fäden in der Hand.

Daneben verrieten sie schon einige andere liebevolle Details. So begeistern sich die Gallier für ein Horoskop, das Baumarten als Sternzeichen hat. Und auch ein antikes Pendant der sozialen Netzwerke werde eine Rolle spielen.

Der Tradition treu bleiben sie auch damit, für ihre Figuren bekannte Vorbilder aus der realen Welt aufzugreifen. Solche zweiten Ebenen sind ebenso wie die klugen Wortspiele ein Markenzeichen der Asterix-Hefte. Eine Art Investigativ-Journalist, der durch die Wälder Galliens schleicht, trägt etwa Züge von Wikileaks-Chef Julian Assange. Für Schlagzeilen in Frankreich sorgte im Vorfeld, dass der Spindoktor an den französischen PR-Zar Jacques Séguéla angelehnt ist, der einst Präsident François Mitterrand ins Amt verhalf.

Die Tochter des 1977 verstorbenen René Goscinny lobte, den beiden gelinge der Spagat zwischen der Hommage an Asterix' Väter und einer eigenen Note. Ein riesiges Kompliment, wenn man daran denkt, dass auch Uderzo sich stets schwertat, dem Stil des Textgenies nahezukommen. Mit Ideen wie einer Ufo-Landung im antiken Gallien stieß er zeitweise so manche Fans vor den Kopf.

„In Asterix muss man immer die gleichen Elemente aufgreifen, aber mit neuen Ideen. Und das ist nicht so leicht“, sagt er selbst am Montag, und erzählt die Anekdote, welche wütende Reaktionen er bekam, nachdem er das traditionelle Schluss-Festmahl der Gallier einmal auf die Galeere Kleopatras verlegte. Die Grundidee von „Der Papyrus des Cäsar“ kommentierte er kürzlich in einem Interview anerkennend: „Verdammt, ich bedauere es, daran nicht selbst gedacht zu haben!“

Er gibt sich jedenfalls zuversichtlich, dass die Wildschwein-verspeisenden Dorfbewohner eine Zukunft haben - und wenn man seinen Versicherungen glaubt, griff er diesmal auch schon deutlich weniger ein als beim letzten Heft. Ferri und Conrad sprechen jedenfalls bereits über ein drittes Album und versichern: „Wir haben eine Idee.“ Die beteiligten Verlage dürfte es freuen. Mit seiner Riesenauflage - das neue Heft startet mit vier Millionen Exemplaren - ist Asterix schließlich auch ein gutes Geschäft.