Mobilität Übernimmt Google den Nahverkehr in NRW?
Tech-Riesen könnten in Nordrhein-Westfalen auch die Straßen erobern - eine These bei einem Kongress zum Thema Mobilität in der Region.
Köln. Wenn die Nahverkehrsunternehmen den digitalen Wandel verschlafen, könnten in Zukunft Busse und Bahnen von selbstfahrenden Fahrzeugen verdrängt werden. Von Tech-Giganten wie Google entwickelte Roboterwagen würden dann ihre Fahrgäste kostenlos von A nach B bringen — finanziert durch Werbung, die durch Gesichtserkennung auf jeden einzelnen Fahrgast zugeschnitten angezeigt wird.
Ein Szenario, das Tobias Schönberg von der Unternehmensberatung Roland Berger bei einem von Verkehrsverbünden und Handelskammer organisiertem Mobilitätskongress in Köln vorstellte.
Selbstfahrende Autos für jedermann könnten hingegen zu Stillstand in den Städten sorgen. Weil sie auch losgeschickt würden, um etwa einen vergessenen Regenschirm zu holen. Das Ziel könne auch nicht der bloße Ausbau der Infrastruktur sein. Eine neue Autobahn durch das Ruhrgebiet sei in zwei Jahren genauso verstopft, wie die bisherigen, erklärte Schönberg. Ein Ziel müsse also sein, den Individualverkehr von der Straße zu bekommen. Dafür müsse die Regierung auch auf Regulierungen wie eine City-Maut zurückgreifen. Bei der gleichzeitigen Verbesserung des Nahverkehrs könnten dann auch wieder autonome Fahrzeuge helfen — etwa als Verbindung zwischen Stadt und Umland.
Ein Berater für Digitales in der Finanzindustrie, betonte beim Kongress in Köln, dass sich die Verkehrsunternehmen am Interesse der Nutzer orientieren sollten. In Bereichen, wo das nicht passiert, würden Tech-Riesen Innovationen vorantreiben. In den USA hat Amazon etwa klassische Supermärkte eröffnet, bei denen zur Bezahlung nicht an einer Kasse angestanden werden muss.
Übertragen auf die Mobilität: Die heutigen Endzwanziger seien nicht mehr auf ein Verkehrsmittel fixiert, würden zwischen verschiedenen wechseln — je nachdem, was sich gerade anbietet. Das könne das E-Bike, Car-Sharing oder der ÖPNV sein. Die nostalgische Wertschätzung für das eigene Auto sei hingegen Geschichte. Ein reibungsloser Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln sei also ein weiteres Ziel.
VRR-Chef José Luis Castrillo sieht im NextTicket, das sich gerade in einer Testphase befindet, einen Baustein für die Zukunft. Dabei werde auch erprobt, welcher Preis für die Kunden angemessen ist. Bezahlt wird eine Grundgebühr und dann pro Kilometer. In Monheim sollen bald autonom fahrende Elektro-Busse unterwegs sein. „Wir dürfen das Feld nicht den Automobilherstellern überlassen“, sagte Detlev Hövemann, Geschäftsführer Bahnen der Stadt Monheim.