Übertragungsfehler sei Dank: Kraftstoff tanken für 16 Cent

Autofahrer nutzen Gunst der Stunde aus. Den Betreiber kostet das Malheur 5000 Euro.

Lippstadt. Es ist der Moment, von dem alle Autofahrer träumen: Zur Tankstelle fahren und für einen vollen Tank nicht einmal zehn Euro bezahlen. Für einige ist dies nun Wirklichkeit geworden, denn in Lippstadt kostete der Super-Kraftstoff an einer freien Tankstelle für eineinhalb Stunden nur knapp 16 Cent.

Ursache war ein Versehen beim Einstellen des Preises: Statt 162,9 Cent schaltete der Computer auf 16,2 Cent, weil die letzte Ziffer nicht mitübermittelt wurde.

Das bemerkten am Sonntag zunächst aber nur die Kunden, denn es handelt sich um eine reine Automatentankstelle, die nicht mit Personal besetzt ist. Schnell machte das unfreiwillige Angebot die Runde.

Bis Betreiber Matthias Grothues den Fehler beheben konnte, hatten zahlreiche Autofahrer insgesamt rund 3000 Liter Kraftstoff getankt. Dass es nicht mehr wurde, verdankt er dem Zufall: Einer seiner Mitarbeiter kam an der Tankstelle vorbei und sah die Schlange von mehr als 60 Fahrzeugen. Der Auflauf war so groß, dass die Polizei den Verkehr regeln musste.

Dass es für die günstigen Tanker ein Nachspiel gibt, ist eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht ganz auszuschließen. „Theoretisch könnte der Tankstellenbetreiber sagen, dass er das so nicht gewollt habe und vom Verkauf zurücktreten“, sagt ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald.

Gerade dann, wenn der Preis so offensichtlich fehlerhaft sei. Allerdings wäre das mit großem Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden. „Zudem müsste der Kunde dann den gekauften Kraftstoff zurückgeben“, sagt Grünewald, „doch der ist sicherlich bereits verbraucht.“

„Der Preis, den die Zapfsäule anzeigt, ist gültig“, sagt Thomas Drott, Leiter der Rechtsabteilung beim Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche in Deutschland. Die Kunden hätten in diesem Fall Glück gehabt, der Betreiber hätte den Schaden.

Anders liege der Fall indes, wenn am Preismast ein günstigerer Preis angezeigt werde und an der Zapfsäule der richtige. „Wenn es sich erkennbar um einen Fehler handelt, kann der Kunde nicht auf den Preis bestehen“, sagt Drott.

Bei falschen Preisauszeichnungen rät er den Betreibern, die Zapfsäulen umgehend zu sperren und den Fehler zu korrigieren. „Natürlich gibt es auch einen gewissen Kundeneffekt, aber der Preis ist für den Betreiber sehr hoch.“

Matthias Grothues kostete der Fehler rund 5000 Euro, dafür ist seine Station jetzt weit über die Grenzen Lippstadts hinweg bekannt. Er nimmt es mit Humor und nennt die Aktion ein „spätes Ostergeschenk für die Kunden“.