„Russlands Hauptziel sind große Städte“ Ukraine meldet schwere Angriffe - Video zeigt Raketeneinschlag bei Verwaltungsgebäude
Die Ukraine meldet schwere Angriffe Russlands. Große Städte werden demnach von Raketen beschossen. Auf Kiew rollt offenbar ein gewaltiger russischer Militärkonvoi zu. Russland will solange weitermachen, „bis die gesetzten Ziele erreicht sind“. Der Überblick.
01.03., 11:26 Uhr: Ukraine bietet russischen Soldaten Straffreiheit und Geld - wenn sie sich ergeben
Die Ukraine hat russischen Soldaten Straffreiheit und Geld angeboten, wenn sie sich ergeben. „Trefft Eure Wahl. Kommt ohne Waffen und mit weißer Flagge heraus“, schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow in der Nacht zum Dienstag bei Facebook. Geboten werden jedem Soldaten umgerechnet mehr als 40 000 Euro. Finanziert werde die Aktion von der internationalen IT-Industrie.
„Jeder, der sich weigert, ein Besatzer zu sein, bringt den Frieden näher. Für diejenigen, die den Weg des Besatzers wählen, wird es keine Gnade geben!“, sagte Resnikow. Ob sich ergebende Russen das Geld tatsächlich erhalten, war zunächst nicht zu überprüfen.
Ukrainischen Angaben zufolge sollen bisher mindestens 200 russische Soldaten gefangen genommen worden sein. Verhörvideos nach zu urteilen sollen sie geglaubt haben, an einem Manöver teilzunehmen - tatsächlich aber zum Kämpfen in die Ukraine geschickt worden sein. Russland hatte am vergangenen Donnerstag ohne Kriegserklärung das Nachbarland angegriffen. UN-Angaben zufolge wurden bereits über 400 Zivilisten getötet.
Vor der Nacht zum Dienstag hatte die russische Armee ukrainischen Angaben nach bereits mindestens 113 ballistische Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Moskau dementiert vehement, ukrainische Zivilisten anzugreifen. Angaben des Verteidigungsministerium in Kiew wurden bis Dienstagvormittag mehr als 5700 russische Soldaten getötet. Auch diese Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen. Unter angeblich zerstörter russischer Militärtechnik listete die Ukraine unterdessen etwa 29 Flugzeuge, 29 Hubschrauber und 198 Panzer auf.
01.03., 11.21 Uhr: Russland bestätigt Fortsetzung des Angriffs gegen die Ukraine: „Bis gesetzte Ziele erreicht sind“
Russland hat die Fortsetzung des Angriffs gegen die Ukraine bestätigt. „Die Gruppierung der Streitkräfte der Russischen Föderation führt weiterhin eine Spezial-Militäroperation durch, bis die gesetzten Ziele erreicht sind“, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Das Wichtigste sei, Russland „vor der militärischen Bedrohung durch westliche Länder zu schützen, die versuchen, das ukrainische Volk im Kampf gegen unser Land einzusetzen“, sagte Schoigu.
Er warf der Ukraine vor, mehrere Raketensysteme, Kanonen und Mörser „in den Höfen von Wohngebäuden, in der Nähe von Schulen und Kindergärten“ aufgestellt zu haben. „Während militärischer Zusammenstöße zögert die ukrainische Seite nicht, Zivilisten als menschliches Schutzschild zu missbrauchen“, behauptete der Vertraute von Präsident Wladimir Putin, der am vergangenen Donnerstag den Angriff auf das Nachbarland Ukraine angeordnet hatte.
Die Ukraine wiederum wirft Russland vor, auch Wohngebiete mit Raketen zu beschießen. Die Angaben beider Seiten sind nicht unabhängig zu überprüfen.
01.03., 8.49 Uhr: Schwere russische Angriffe - Video zeigt Raketeneinschlag auf Freiheitsplatz in Charkiw
In der Stadt Charkiw im Osten der Ukraine hat es nach Angaben aus Kiew erneut schwere russische Angriffe gegeben. Das Außenministerium veröffentlichte am Dienstag bei Twitter ein Video, das einen Raketeneinschlag direkt auf dem zentralen Freiheitsplatz zeigt. Zu sehen ist eine gewaltige Explosion vor dem Verwaltungsgebäude, nachdem dort kurz vor dem Einschlag noch fahrende Autos zu sehen waren.
„Russland führt Krieg unter Verletzung des humanitären Völkerrechts“, twitterte das ukrainische Außenministerium. Es warf dem Nachbarland vor, Zivilisten zu töten und zivile Infrastruktur zu zerstören. Das ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Russland weist den Vorwurf zurück. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Das Ministerium schrieb weiter: „Russlands Hauptziel sind große Städte, die jetzt von seinen Raketen beschossen werden.“
Die russischen Truppen hatten auch in der Nacht zum Dienstag den Vormarsch auf die zweitgrößte Stadt des Landes fortgesetzt. Bereits am Montag gab es bei Angriffen laut ukrainischen Angaben elf Tote und Dutzende Verletzte. 87 Wohnhäuser seien zerstört worden. Russland behauptet, keine zivilen Objekte anzugreifen.
01.03., 8.22 Uhr: Ukraine meldet 70 tote Soldaten nach Angriff mit Mehrfachraketenwerfer
In der ostukrainischen Region Sumy sollen nach Angaben aus Kiew 70 Soldaten der ukrainischen Armee bei einem Angriff durch Mehrfachraketenwerfer getötet worden sein. Wie das ukrainische Parlament am Dienstag auf Twitter mitteilte, war eine Armeeeinheit in der Kleinstadt Ochtyrka von russischen Kräften beschossen worden.
Ochtyrka liegt zwischen den Städten Charkiw im Osten des Landes und der Hauptstadt Kiew. Das ukrainische Parlament zitierte in seinem Tweet den Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj. Dieser teilte auf seinem Telegram-Kanal Bilder eines ausgebrannten vierstöckigen Gebäudes und von Rettungskräften im Einsatz.
01.03., 6.53 Uhr: Angst vor großen russischen Angriffen auf Kiew und weitere Städte wächst in Ukraine
In der Ukraine wächst die Angst vor großen russischen Angriffen auf Kiew und weitere Städte. Am Montag aufgenommene Satellitenbilder zeigten einen 60 Kilometer langen russischen Militärkonvoi nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Der Konvoi "erstreckt sich von der Umgebung des Antonow-Flughafens (etwa 25 Kilometer vom Zentrum Kiews entfernt) im Süden bis zur Umgebung von Prybirsk" im Norden, teilte das US-Satellitenbildunternehmen Maxar am Montagabend in einer E-Mail mit.
Die Bilder des Konvois zeigen Dutzende Fahrzeuge, die auf Straßen in der ukrainischen Landschaft hintereinander aufgereiht sind. Einige der Fahrzeuge stünden "sehr weit voneinander entfernt", teilte Maxar weiter mit. Andere seien "zu zweit und dritt" gruppiert. Auf einigen Bildern sei der Rauch von mutmaßlich brennenden Gebäuden zu erkennen. Das US-Unternehmen veröffentlichte zudem Bilder, die neue Truppenverlegungen von Kampfhubschraubern und Fahrzeugen in Belarus, weniger als 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, zeigen.
Seit Beginn der russischen Offensive am Donnerstag haben die ukrainischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge mehrere Angriffe der russischen Streitkräfte auf Kiew abgewehrt. Größere Kämpfe gab es um den Antonow-Flughafen am Stadtrand der Hauptstadt. Westlichen Militärs zufolge hat der Widerstand der Ukrainer den russischen Angriffskrieg "verlangsamt". Russland zog allerdings immer mehr Truppen um die größeren Städte des Landes zusammen und beschoss sie laut ukrainischen Angaben mit Raketen.
Wie die Nachrichtenagentur AFP aus diplomatischen und Verteidigungskreisen erfuhr, bereitete sich Moskau in der Nacht zum Dienstag auf einen unmittelbar bevorstehenden neuen militärischen Vorstoß vor.
Am Montag war die russische Hauptkolonne "etwa fünf Kilometer" Richtung Kiew vorgerückt und befand sich einem hochrangigen Vertreter des US-Verteidigungsministeriums zufolge "etwa 25 Kilometer" von der Stadt entfernt.
Der Generalstab der ukrainischen Armee erklärte am Dienstag auf Facebook, dass sich die russischen Streitkräfte in den letzten 24 Stunden neu formiert und gepanzerte Fahrzeuge und Artilleriewaffen angehäuft hätten, "vor allem um Kiew und die anderen großen Städte der Ukraine einzukreisen und unter ihre Kontrolle zu bringen".
Auch andere Städte umkämpft
Neben Kiew setzten die Russen ihre Angriffe auf andere Städte fort. Nach Aussagen des Bürgermeisters von Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, sprenge das russische Militär dort Umspannwerke, wie die Agentur Ukrinform schrieb. Dadurch soll es zu Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung kommen. Die Nachrichtenagentur Unian berichtete, die oberen Stockwerke zweier Hochhäuser seien zerstört worden. Auch in der südlichen Stadt Cherson soll nach Angaben des staatlichen Informationsdiensts der Ukraine ein Angriff begonnen haben.
Bei einem Angriff in der Region Sumy im Nordosten soll es zu großen Verlusten auf beiden Seiten gekommen sein. Laut des ukrainischen Anti-Korruptions-Portals Antikor starben möglicherweise 70 Menschen auf ukrainischer Seite. Zudem soll es eine große Zahl von Opfern auf russischer Seite geben. Russische Artillerie habe eine Militäreinheit getroffen. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Urkaine meldet Abschüsse von Kampfflugzeugen und Hubschrauber
Die südliche Hafenstadt Mariupol ist nach staatlichen Angaben dagegen inzwischen unter Kontrolle der ukrainischen Armee. Wegen eines Luftangriffs sei die Stadt in der Region Donezk jedoch fast ohne Stromversorgung, meldete der staatliche Informationsdienst unter Berufung auf den Bürgermeister. Es gebe auch Internet- und Mobilfunkausfälle. Am Montag hatte Mariupol noch als umkämpft gegolten. Laut der Agentur Unian will die ukrainische Armee zudem in der Region Sumy rund 100 russische Militärfahrzeuge zerstört haben.
Auch mehrere russische Kampfflugzeuge und ein Hubschrauber seien abgeschossen worden, meldete die ukrainische Luftwaffe. Die Abschüsse auf die Kampfflugzeuge sollen während der Luftangriffe auf Wassylkiw und Browary im Umland von Kiew erfolgt sein. Auch ein Marschflugkörper und ein Hubschrauber seien demnach abgeschossen worden.
Weitere Hilfe für Ukraine
Die US-Regierung von Präsident Joe Biden beantragte beim Kongress ein Hilfspaket mit einem Umfang von 6,4 Milliarden Dollar (5,7 Milliarden Euro) für die Ukraine. Darin enthalten sein solle humanitäre Hilfe, wirtschaftliche Hilfe und militärische Hilfe zur Selbstverteidigung der Ukraine, sagte der Mehrheitsführer von Bidens Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer. Auch Australien will die Ukraine mit militärischer Ausrüstung und humanitärer Hilfe in Höhe von 105 Millionen australischer Dollar (68 Millionen Euro) unterstützen. Zwei Drittel der Gelder würden für „tödliche und nicht-tödliche Ausrüstung zur Verteidigung“ aufgewendet, sagte Premierminister Scott Morrison.
Festnahmen in Russland
Seit Beginn der Anti-Kriegs-Demonstrationen in Russland am Donnerstag sind bislang insgesamt 6440 Menschen festgenommen worden. Rund die Hälfte der Festnahmen - 3126 - habe es in der russischen Hauptstadt Moskau gegeben, wie das Bürgerrechtsportal Owd-Info mitteilte. In der Stadt St. Petersburg seien 2084 Menschen festgenommen worden.