Umstrittene Benetton-Kampagne sorgt für Wirbel

Rom (dpa) - Der italienische Modekonzern Benetton sorgt mit montierten Kuss-Bildern vom Papst und mehreren Politikern für Aufregung. Die Werbekampagne verärgerte den Vatikan und das Weiße Haus.

„Unhate“ - Nicht-Hass - heißt eine Plakatserie mit Fotomontagen, die etwa Papst Benedikt XVI. und den ägyptischen Imam Ahmed al-Tajjeb beim Lippenkuss zeigen. Das Motiv rief weltweit Empörung bei Gläubigen hervor. Obwohl Benetton den päpstlichen Kuss am Mittwochabend zurückzog, schickte der Vatikan am Donnerstag seinen Protesten eine juristische Drohung hinterher. Zur Kampagne zählt auch eine Kuss-Montage, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy zeigt.

Das vatikanische Staatssekretariat habe seine Anwälte beauftragt, in Italien und im Ausland Veröffentlichungen des Bildes mit Benedikt auch über die Massenmedien zu verhindern, hieß es am Donnerstag aus dem Vatikan. Dieses Foto sei „typisch kommerziell“ und beschädige die Würde des Papstes und der katholischen Kirche. Auch könnten Gläubige dadurch geschockt sein.

„Es sind symbolische Bilder der Versöhnung - mit einem Stich ironischer Hoffnung und konstruktiver Provokation“, hatte Benetton seine Serie zuvor vorgestellt. Das sah der Vatikan anders: Die Kampagne instrumentalisiere und manipuliere auf absolut „inakzeptable Weise“ das Bildnis des Papstes, sagte Vatikansprecher Padre Federico Lombardi.

Auch US-Präsident Barack Obama wird auf einer Fotomontage gezeigt, wie er seinen chinesischen Kollegen Hu Jintao sowie Venezuelas Staatschef Hugo Chavez küsst. In Washington reagierte man verärgert. „Das Weiße Haus verfolgt seit langem eine Politik, die den Gebrauch des Namens oder Abbilds des US-Präsidenten zu kommerziellen Zwecken ablehnt“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Eric Shultz, der Nachrichtenagentur dpa.

Auf einem Plakatmotiv schmust auch Bundeskanzlerin Merkel mit Frankreichs Präsidenten Sarkozy. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte die Szene auf dpa-Anfrage nicht kommentieren. Vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts erscheint auch der Kuss von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brisant. Obwohl das Bild auf der Titelseite der Zeitung „Haaretz“ erschien, reagierte man in Jerusalem gelassen. Netanjahus Sprecher Mark Regev sagte: „Wir haben nicht besonders darauf geachtet.“ Auch in Ramallah fiel das Foto kaum auf.

„Wir wiederholen, dass der Sinn der Kampagne "Unhate" darin besteht, die Kultur des Hasses zu bekämpfen“, erklärte indes ein Konzernsprecher. Daher bedaure Benetton, wenn das Bild des Pontifex mit dem Imam die Gefühle der Gläubigen verletzt haben sollte. „Um unsere Sensibilität zu unterstreichen, haben wir uns entschlossen, das Bild zurückzuziehen“, sagte der Sprecher.

Benetton ist seit Jahren bekannt für provokante Werbung. In den 90er Jahren sorgte das Modehaus mit Bildern des Star-Fotografen Oliviero Toscani für Aufregung. Darunter waren ein menschliches Gesäß mit dem Stempelaufdruck „H.I.V.-Positive“ und schwer arbeitende Kinder in der Dritten Welt - stets verbunden mit dem Konzern-Slogan „United Colors of Benetton“. Das Aids-Plakat wurde 2003 nach langem Rechtsstreit hierzulande vom Bundesverfassungsgericht erlaubt. Zuvor hatte der Bundesgerichtshof die Werbung verboten.