Unicef: Behinderte Kinder in Entwicklungsländern diskriminiert
Köln/Da Nang (dpa) - Behinderte Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern leben dem Kinderhilfswerk Unicef zufolge oft isoliert, in großer Armut und werden diskriminiert.
Sie und ihre Familien zählen „weltweit zu den am stärksten benachteiligten und gefährdeten Menschen“ - zu diesem Ergebnis kommt der internationale Unicef-Jahresbericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 2013“, der am Donnerstag im vietnamesischen Da Nang und in Köln veröffentlicht wurde. Die Kinder würden als minderwertig angesehen und teils auch aus Aberglaube verfolgt. Unwissenheit und Stigmatisierung müssten überwunden, die Rechte und Fähigkeiten dieser Kinder in den Fokus gerückt werden, forderte Unicef.
Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks sind Ursachen für schwere körperliche und geistige Behinderung Hunger und Mangelernährung, die weltweit 165 Millionen Kinder beeinträchtigen. Zwischen 250 000 und 500 000 Minderjährige drohten jedes Jahr zu erblinden, weil sie an Vitamin-A-Mangel litten. Auch Blutarmut führe häufig zu Behinderungen - jedes zweite Kind im Vorschulalter leide unter Anämie. Impfungen könnten schwere Behinderungen wie Kinderlähmung verhindern, stünden aber oft nicht zur Verfügung.
In Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien werden laut UN-Kinderhilfswerk viele Minderjährige schwer verletzt. Allein durch Minen oder Blindgänger werden 1000 Kinder jährlich verstümmelt oder getötet. Auf Hilfen warten die meisten Überlebenden vergeblich. Nur 5 bis 15 Prozent der Behinderten in den ärmsten Ländern haben Hilfsmittel wie Rollstühle, schilderte das Hilfswerk nach Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Behinderte Kinder haben den Angaben zufolge ein drei- bis viermal höheres Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Vernachlässigung und Missbrauch treffen sie laut Bericht besonders häufig. Auch ihre „Behandlung“ falle in Entwicklungsländern nicht selten gewalttätig aus - es gebe Elektroschocks, Zwangssterilisierungen und Zwangsabtreibungen. Meist würden die behinderten Kinder in Heimen untergebracht. Sie gingen auch seltener zur Schule.
Wie viele Kinder mit Behinderungen es weltweit genau gibt, ist nach Unicef-Angaben auch deshalb unklar, weil sich viele Regierungen nicht um das Thema kümmerten. Verlässliche Informationen gebe es nur in wenigen Ländern. Die Diskriminierung könne schon damit beginnen, dass behinderte Kinder keine Ausweispapiere erhalten. Als „unsichtbare“ Heranwachsende würden ihnen elementare Rechte vorenthalten. Barrieren in Schulen, Gesundheitseinrichtungen, in öffentlichen Gebäuden und in Verkehrsmitteln müssten fallen.
Auch tiefsitzende Vorurteile und Unwissenheit müssten abgebaut werden, verlangte Unicef. So werde Behinderten mitunter der Zugang zu sauberem Wasser oder Latrinen verweigert, weil das Umfeld glaube, sie würden diese vergiften.