Nach Passagier-Rauswurf United-Chef muss Rede und Antwort stehen
Washington (dpa) - United-Airlines-Chef Oscar Munoz hat sich wegen der Affäre um den gewaltsamen Rauswurf eines Fluggasts heftige Kritik im US-Kongress anhören müssen.
Die Abgeordneten drohten den US-Fluggesellschaften mit Konsequenzen, sollten diese ihren Service nicht verbessern. „Der Kongress wird nicht zögern zu handeln“, kündigte Bill Shuster, der Vorsitzende des Verkehrs- und Infrastrukturausschusses im Repräsentantenhaus am Dienstag (Ortszeit) in Washington an.
Angestellte von United Airlines hatten im vergangenen Monat einen Passagier von der Flughafenpolizei in Chicago aus einer überbuchten Maschine zerren lassen, weil er seinen Platz nicht hatte räumen wollen. Das brutale Vorgehen gegen den 69-Jährigen, der sich laut seinem Anwalt die Nase brach, zwei Zähne verlor und eine Gehirnerschütterung erlitt, hatte weltweit Empörung hervorgerufen.
Munoz versprach erneut Besserung und bezeichnete die Affäre als „Wendepunkt für United“. Der Konzernchef räumte ein, dass seine erste Reaktion nach dem Rausschmiss unangemessen gewesen sei. Munoz hatte den Ärger zunächst noch verstärkt, indem er den Vorfall zwar bedauert, das Verhalten seiner Mitarbeiter aber verteidigt hatte. Erst nachdem die Welle der Entrüstung immer größer wurde, gab er - Tage später - eine richtige Entschuldigung ab.
Die Kongressabgeordneten hatten auch die anderen großen US-Airlines zu der Anhörung geladen. Während Manager von American, Alaska und Southwest Airlines erschienen, schickte Delta keinen Vertreter. Die US-Fluggesellschaften stehen schon länger wegen Service-Problemen und Überbuchungen in der Kritik. „Etwas ist kaputt, und die offensichtliche Kluft zwischen Passagieren und den Fluglinien muss angegangen werden“, sagte der Ausschussvorsitzende Shuster.
United hatte sich in der Vorwoche mit dem Passagier auf einen Vergleich geeinigt, über die Details der Entschädigung wurde Stillschweigen vereinbart. Konzernchef Munoz beteuerte, dass sich United die Kritik zu Herzen nehme und „Taten sprechen lassen“ werde. Das Unternehmen hat seine Richtlinien bereits geändert. So will die Airline etwa Passagieren, die auf überbuchten Flügen freiwillig auf ihren Sitz verzichten, künftig eine Entschädigung von bis zu 10 000 Dollar (gut 9150 Euro) zahlen. Außerdem soll die Zahl an Überbuchungen gesenkt werden.
Konkrete neue Regeln wurden bei der Anhörung nicht diskutiert. Seit dem United-Airlines Vorfall gibt aber mehrere Gesetzesinitiativen aus dem Kongress, die Fluggastrechte stärken sollen, wie die „Chicago Tribune“ berichtete. An diesem Donnerstag soll United auch dem Senatsausschuss für Luftfahrt und Flugsicherheit Rede und Antwort stehen.
Die EU-Fluggastrechte-Regelung sieht vor, dass die Fluggesellschaft den Flugpreis erstatten oder einen Ersatzflug finden muss, wenn Fluggäste bei einem überbuchten Flug unfreiwillig am Boden bleiben. Außerdem haben Reisende wegen der Nichtbeförderung einen Anspruch auf Entschädigung. Die liegt je nach Flugdistanz zwischen 250 und 600 Euro. Bei einem Flug am nächsten Tag werden auch Hotel und Verpflegung gezahlt. Nach EU-Recht sollen Fluggesellschaften aber Passagiere erstmal durch eine Gegenleistung zum freiwilligen Verzicht bewegen.
Eine Situation wie bei United Airlines, wo der Passagier bereits im Flugzeug saß, ist Reiserechtlern zufolge in Europa absolut unüblich.