Wettstreit der Sambaschulen Unverhüllte Kritik an Präsident Bolsonaro bei Karneval in Rio
Rio de Janeiro · Beim Karneval in Rio de Janeiro beginnt am Sonntag der traditionelle Wettstreit der Sambaschulen. Begleitet wird das zweitägige Spektakel in diesem Jahr vom Streit um den ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro, der die brasilianische Bevölkerung tief gespalten hat.
Er attackiert zahlreiche Themen, die den Karnevalisten in dem südamerikanischen Land wichtig sind: Diversität, Homosexualität, Umweltschutz und Kunst.
Die Gruppe Mangueira, Siegerin des Wettstreits im vergangenen Jahr, geht mit unverhüllter Kritik an Bolsonaro an den Start: Ihre Parade erzählt die Rückkehr von Jesus in eine der verarmten Favelas von Rio - mit "schwarzem Gesicht, dem Blut der Ureinwohner und dem Körper einer Frau", wie es in einem ihrer Lieder heißt.
Damit zog sich die Gruppe bereits den Zorn der evangelikalen Christen zu, die zu den wichtigsten Unterstützern Bolsonaros gehören. In einem Schreiben an Mangueira bezichtigten sie die Gruppe der "Blasphemie".
Die erfolgreichste Sambaschule des Landes, Portela, widmet ihre diesjährige Show dem Ureinwohnervolk Tupinamba, das vor der Ankunft der Portugiesen in Brasilien in dem Gebiet von Rio de Janeiro lebte. Portela kritisiert in einem ihrer Lieder Bolsonaro, einen ehemaligen Kapitän der Marine, und den umstrittenen Bürgermeister der Metropole, Marcelo Crivella, der zugleich Bischof einer der größten evangelikalen Gemeinden Brasiliens ist: "Unsere Gemeinschaft hat keine Partei oder Fraktion, sie hat keinen Bischof und verbeugt sich vor keinem Kapitän."
Crivella hat den weltberühmten Karneval in Rio seit seinem Amtsantritt 2016 immer wieder offen kritisiert und die finanziellen Zuschüsse von umgerechnet einst 5,8 Millionen Euro für die Sambaschulen kontinuierlich gekürzt. In diesem Jahr erhalten die 13 Sambaschulen erstmals überhaupt kein Geld von der Stadt.
ck/