US-Südstaaten im Winter-Chaos

Atlanta (dpa) - Erneute Schneefälle und Eis haben Hunderttausende Menschen im Süden der USA von der Stromversorgung abgeschnitten. Vom Bundesstaat Texas bis an die Ostküste waren mehr als 420 000 Wohnungen, Häuser und Unternehmen ohne Strom, wie der TV-Sender CNN berichtete.

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Der Schneesturm im wenig kälteerprobten Süden wurde von einigen US-Medien als der Schlimmste seit zehn Jahren bezeichnet. US-Präsident Barack Obama rief für 45 Bezirke im besonders stark betroffenen Staat Georgia den Notstand aus. Er werde laufend über die „sehr komplexe Wetterlage“ informiert, sagte Regierungssprecher Jay Carney. „Es klingt danach, als würden wir ein bisschen Schnee bekommen“, scherzte Obama bei einer Rede in Washington.

Die Nationale Katastrophenschutzbehörde stand in Georgia mit Generatoren, Wasser, Essen, Decken und Pritschen bereit. Benachbarte Bundesstaaten schickten zusätzliche Streufahrzeuge. Die Menschen wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und sich warm zu halten. „Stocken Sie ihre Vorräte auf“, riet Georgias Gouverneur Nathan Deal. 280 000 Betten standen in Notunterkünften für diejenigen bereit, die wegen glatter Straßen nicht nach Hause fahren konnten.

In ganz Georgia wurden die Schulen geschlossen, um den Einsatzkräften die Aufräum- sowie die Reparaturarbeiten an Stromleitungen zu erleichtern. Weil in den USA viele Leitungen überirdisch an Masten verlaufen, können Äste und Bäume, die unter den Schnee- und Eismassen auf Kabel stürzen, ganze Nachbarschaften vom Stromnetz abkoppeln. Deal warnte vor auf der Straße liegenden Stromleitungen.

Am Flughafen in Atlanta, einem der wichtigen Verkehrsknotenpunkte im Süden, wurden laut der Website Flightaware.com Hunderte Flüge gestrichen. Landesweit fielen mehr als 5000 Flüge aus. Auch die Briefträger kämpften mit den eisigen Straßen. Das staatliche Postunternehmen USPS versuche alles, um Sendungen rechtzeitig ans Ziel zu bringen, teilte USPS auf Twitter mit.

„Wir scherzen nicht und schlagen keinen blinden Alarm“, sagte Deal. „Das ist eine ernsthafte Angelegenheit.“ Der Schneesturm sollte Meteorologen zufolge weiter nach Nordosten ziehen und der US-Hauptstadt Washington bis Donnerstagmorgen (Ortszeit) bis zu 23 Zentimenter Schnee bringen. Im Süden kämpften die Menschen seit Montag mit Eisregen und Graupel.

Erst vor zwei Wochen hatte eisiges Winterwetter im Süden der USA zu einem Verkehrs-Chaos geführt, bei dem Autofahrer teils 18 Stunden und länger in ihren Fahrzeugen feststeckten. Tausende Schüler mussten in Schulen übernachten, mindestens ein Kind kam in einem der gestrandeten Autos zu Welt. Georgias Gouverneur Deal wurde Ende Januar für sein schlechtes Katastrophenmanagement kritisiert und war sichtlich bemüht, einen besseren Job zu machen.