Ute Lemper: Femme fatale, Ehefrau und Mutter

Die Sängerin wird am Donnerstag 50 Jahre alt. Trotzdem fühlt sie sich jung im Herzen und zeitlos attraktiv.

New York. Sie gilt als unnahbare Diva und spielt gern mit Klischees. Betritt Ute Lemper die Bühne, dann im funkelnden Abendkleid, mit knallrotem Lippenstift und kokettem Augenaufschlag. So kennt man Deutschlands bekanntesten Musical-Export, den Star aus „Cats“ und „Chicago“: als glamouröse Diva.

Die Sängerin, die am Donnerstag ihren 50. Geburtstag feiert, schlüpft gern in diese Rolle — mehr sei die Verwandlung zur Show-Lemper nämlich nicht.

„Die Femme fatale, die exotische Dame der Nacht bin ich nur auf der Bühne. Das ist mir sonst zu anstrengend, zu destruktiv. Im Privatleben wähle ich sehr bewusst die harmonische Seite“, sagt Lemper.

Sobald die Show zu Ende ist, sei sie vor allem Mutter und Ehefrau. Die vier Kinder — ihr jüngster Sohn Julian kam 2011 auf die Welt — halten sie gut auf Trab. Nebenher produziert sie CDs, sie geht auf Tournee und probiert sich immer wieder neu aus. „Ich liebe die Vielfalt.“

Schon als Kind sang Lemper gern, tanzte viel Ballett und war als Teenager Frontfrau der Punkgruppe Panama Drive Band. Der Erfolg kam früh. Als 20-Jährige wurde sie für die Wiener Inszenierung von „Cats“ entdeckt, es folgten Musicals wie „Peter Pan“ und „Starlight Express“.

Der große Durchbruch kam 1987 in Paris. Für ihre Rolle der Sally Bowles in „Cabaret“ erhielt sie den französischen Theaterpreis „Molière“ und wurde als „Entdeckung des Jahres“ gefeiert.

In Deutschland war man anfangs stolz auf den Musical-Export. Doch in der Heimat kippte die Stimmung schnell. Die Presse wurde harsch, die Kritiken zum Teil vernichtend. Ein Tiefpunkt waren 1992 Stimmen zu ihrer Darstellung der Lola in einer Berliner Inszenierung von Peter Zadeks „Der Blaue Engel“.

Sie kehrte Deutschland den Rücken, zog um die Welt, lebte in London und New York — und feierte international Erfolge. Wie mit ihrem preisgekrönten „Chicago“-Gastspiel 1998 in London als Velma Kelly. In derselben Rolle sorgte Lemper auch am New Yorker Broadway für Furore.

Das stressige Musical-Leben gab sie auf, aus New York wollte sie aber nicht mehr weg. „Ich liebe diese Stadt. Es herrscht hier eine geistig-mentale und politische Freiheit, alles ist kosmopolitisch offen und zugleich sehr entspannt“, sagt die Künstlerin.

Angst vor dem Älterwerden habe sie nicht. „Ich bin eigentlich stolz auf meinen Geburtstag und habe keine Probleme, ihn zuzugeben. Ich fühle mich wohl, jung im Herzen, zeitlos attraktiv.“ Vor allem die Familie sei ihr wichtig: „Meine Familie hat mir den festen Boden unter den Füßen gegeben. Es gibt nichts Größeres als die Liebe. Auch als 50-Jährige.“