Vanessa-Mae will bei Olympia auf die Piste
Der Stargeigerin will 2014 bei den Winterspielen starten — ziemlich konkurrenzlos als Slalomläuferin für Thailand.
Bangkok. Dass die zierliche Schöne mit den Mandelaugen viel Pepp hat, wissen Konzertbesucher: Geigerin Vanessa-Mae fegt in großen Schritten über die Bühne. Sie elektrisiert das Publikum in aller Welt, mit virtuosem Spiel von Klassik bis Techno, gewagten Roben und aufreizenden Posen. Jetzt will das Energiebündel woanders punkten: Die 34-Jährige will auf die Piste.
Ihr Ziel: der Slalom bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. Ist das ihr Ernst? „Man muss im Leben manchmal Risiken eingehen, sonst macht es keinen Spaß“, sagt sie. Doch ob ihr Training und ihr Wille zum Weg nach Olympia reichen, ist keineswegs sicher.
Vanessa-Mae lebt seit 2009 in Zermatt. „Skifahren war schon immer mein Hobby, und da ich jetzt in den Alpen lebe, dachte ich, es ist an der Zeit, mir ein neues Ziel zu setzen.“ Wer schon mit 24 und einem Vermögen von umgerechnet mehr als 45 Millionen Euro in Großbritannien die Hitliste der jungen Reichen anführte, kann es sich leisten, wilden Träumen nachzugehen.
Und wer für ein im Skizirkus nicht gerade als Talentschmiede bekanntes Nationalteam starten will, kann solche Ambitionen auch im reifen Sportleralter von 34 anpacken. Sie will das Geigenspielen ein Jahr zurückstellen.
Mit Skifahrer-Genen ist Vanessa-Mae nicht wirklich ausgestattet: Sie wurde 1978 in Singapur geboren. Ihre Mutter kommt aus China, der Vater aus Thailand. Sie zog mit ihrer Mutter im Kindesalter nach Großbritannien. Die exotische Herkunft will sich die Geigerin nun zunutze machen: Mit ihren Pistenkünsten will sie für die Heimat ihres Vaters starten. Sie hat zwar mit Thailand wenig am Hut und spricht nur ein paar Brocken Thai. „Aber es wäre ein Spaß, mal meine thailändische Seite zu repräsentieren.“
Die Thailänder finden das gut. „Jeder kennt Vanessa-Mae, wir begrüßen das hundertprozentig“, sagt Tassanai Mukkawichit, Chef für Außenbeziehungen beim Olympischen Komitee. Allerdings hat sich die Olympionike in spe beim Komitee noch nicht gemeldet: „Ich habe sie bislang nur geigen sehen, nicht skifahren.“
Nun gibt es zwar nicht gerade Gerangel um die Plätze in der thailändischen Winter-Olympiamannschaft. Aber blamieren wollen sich die Asiaten auch nicht. Der erste und bislang einzige Vorstoß Thailands in den Olymp der Wintersportnationen endete nicht gerade glorreich: 2002 startete der damals 43 Jahre alte Prawat Nagvajara im 30-Kilometer-Langlauf. „Er hat sich das Bein gebrochen“, sagt Olympia-Funktionär Tassanai.
Gibt es Parallelen zwischen dem Skifahren und Geigespielen? „Technik, Erfahrung und Sensibilität sind der Schlüssel“, sagt Mae. Thailand muss die Athleten bis Januar 2014 anmelden.