Vater muss für Mord an seinen vier Kindern in Psychiatrie

Hildesheim (dpa) - Weil er seinen vier Kindern die Kehle durchschnitt, hat das Landgericht Hildesheim einen Familienvater zu 15 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt.

Diese muss der psychisch kranke Mann bis auf weiteres in der Psychiatrie absitzen, das Gericht stufte ihn am Donnerstag als vermindert schuldfähig ein. Nach der Tat im Juni im niedersächsischen Ilsede hatte der 37-Jährige versucht sich umzubringen, überlebte aber knapp. Die Mutter war in Dänemark, als ihre Kinder starben. Sie erfuhr vom Tod der Geschwister durch eine SMS des Vaters. Kurz zuvor hatte ihrem Mann mitgeteilt, sich trennen zu wollen.

Von einer „ausgesprochen miesen Tat“, mit der er seine Frau habe bestrafen wollen, sprach der Vorsitzende Richter Ulrich Pohl in der Urteilsbegründung. „Das, was der Angeklagte gemacht hat, ist soetwas von eigennützig, eine Steigerung gibt es nicht.“ Da der Mann unter Depressionen und einer Persönlichkeitsstörung leidet und sich während der Tat in einem psychoseartigen Zustand befand, verhängte das Gericht nicht die Höchststrafe lebenslänglich. „In einem Normalzustand hätte er diese Tat nicht begehen können“, meinte Pohl. Die Anklage hatte 15 Jahre Haft, die Verteidigung die Unterbringung in der Psychiatrie beantragt. Beide Seiten verzichteten auf Revision.

Rettungssanitätern bietet sich am späten Abend des 14. Juni ein Bild des Grauens, als sie in das Reihenhaus im Kreis Peine kommen. Die drei Jungen im Alter von fünf bis neun Jahren sowie das zwölfjährige Mädchen liegen blutverschmiert im Ehebett aufgereiht, daneben hockt der Vater und versucht auch sich zu töten. Im Schlaf habe er die arg- und wehrlosen Jungen in ihren Betten getötet, führt Richter Pohl aus. Die zwölfjährige Tochter aber sei noch wach gewesen und ihm im Zimmer entgegengetreten. „Sie hat gesehen, dass es der Vater war, der geliebte Vater.“ Stunden vorher hatte der Mann noch mit seinen Kindern gebastelt und Fußball gespielt.

Für Außenstehende sah alles nach einer Musterfamilie aus, gerade der Vater kümmerte sich viel um die Kinder, wie konnte es zu einer derartigen Eskalation kommen? Das Gericht rekonstruierte, wie die Überlastungen bei dem Mann Monate vor der Tat zu einem Nervenzusammenbruch führen, es gibt Selbstmordversuche, Arztbesuche und Klinikaufenthalte. Die Frau fühlte sich von dem vorher kaum zu Gewalt neigenden Mann bedroht, es folgt eine Trennung auf Zeit, während der der Vater aber weiter täglich bei seiner Familie ein- und ausgeht. Das Telefonat der Frau dann am Tatabend, in dem sie nach einigen Tagen Auszeit in Dänemark das definitive Ende der Ehe verkündet, lässt bei dem Mann alle Sicherungen durchbrennen.

Im Gericht hatte der Mann betont, es tue ihm sehr leid, was er getan habe. „Die größte Strafe ist für mich, damit zu leben, dass ich meine Kinder so brutal umgebracht habe.“ Die Mutter war Nebenklägerin in dem Prozess, in der Verhandlung und bei der Urteilsverkündung aber nicht anwesend. Sie wohnt inzwischen wieder in dem Reihenhaus, in dem die Bluttat geschah. Beide sind inzwischen geschieden.