Vatertag: Der Bollerwagen 4.0 mit Bierrutsche und Tablet

16 Väter aus Remscheid haben ein Jahr lang an ihrem Traum vom Bollerwagen getüftelt. Inspiration war das Fahrzeug des „A-Teams“.

Foto: Daniel Dresen

Remscheid. In einer Hinterhof-Werkstatt im Süden der bergischen Großstadt haben sie ihn versteckt. Nach wenigen Berührungen auf der Oberfläche des in der Karosserie integrierten Tablets ertönt durch die Musikanlage die Titelmusik der 1980er-Jahre-TV-Serie „A-Team“. Zehn Männer blicken stolz auf ihr vollendetes Werk. Ein Jahr lang hat das insgesamt 16-köpfige Team um Michael Wehner an dem Bollerwagen geschraubt, gesägt, gebohrt und geschweißt, welcher an das „A-Team“-Mobil erinnern soll.

Es ist das Nachfolgemodell eines Bollerwagens, mit dem sie im Jahr 2015 bei einem Bollerwagen-Contest in der bergischen Nachbarstadt Wermelskirchen gewannen. Unter dem Motto „Make Vatertag great again!“ haben die Bergischen nun einen draufgesetzt. „Der Vorgänger war uns zu klein. Dieser hat gleiche mehrere Features“, sagt Michael Wehner während er sich — dank eingebauter Bierrutsche im Inneren des Gefährts — ein kühles Blondes aus einer Art Tankvorrichtung zieht. Oberhalb der Tankklappe befindet sich ein Flaschenöffner — Technik, die begeistert.

Wehner ist als IT-ler Ideengeber und Organisator. Axel Baier alias „der Holzwurm“ hat den Naturrohstoff als Karosserie verarbeitet. Mike Sieper hingegen war für die Blecharbeiten zuständig. Drei Elektriker des Männerhorts haben den Industrie-Transportwagen samt Holzaufbau komplett verkabelt, damit der Nachbau des „A-Team“-Mobils neben einer LED-Lichtanlage mit Blinker und Bremslicht auch mit einer Beschallungsanlage ausgerüstet werden kann. Diese besteht nun aus zwei Lautsprechern mit jeweils 500 Watt.

Doch der besondere Clou des 300 Kilogramm Leergewicht schweren Wagens ist sein Antrieb. Er kann klassisch per Hand gezogen werden, oder fährt dank eines eingebauten Elektromotors Schrittgeschwindigkeit. „Im Bergischen Land ist das von Vorteil“, merkt Wehner an. Falls die drei 110-Ampere-Batterien unvorhergesehen streiken, hilft ein Notstromaggregat aus, welches mit Super-Benzin betrieben wird.

„Unser Bollerwagen hat einen Hybrid-Motor“, sagt Baier mit einem Augenzwinkern. Bis zum Schluss haben sie an dem Antrieb gefeilt. „Wir haben Ende April eine Probetour gemacht. Dabei ist uns aufgefallen, dass der Motor sehr abrupt abbremst.“

Mit etwas Feintuning ist dieser Schönheitsfehler behoben worden. Im Inneren des Wagens ist Platz für sechs Kisten Bier, einen 2,5-Liter-Kanister Schnaps, einen Sack Grillkohle und kiloweise Grillgut. Denn dort, wo andere Fahrzeuge einen Fahrradträger haben, befindet sich beim Bollerwagen 4.0 ein Edelstahl-Holzkohlegrill. Insgesamt stecken 1000 Arbeitstunden und 4000 Euro Materialkosten in dem Gefährt.

Doch warum der ganze Aufwand? „Wir wollen uns an Vatertag schon ein wenig hervorheben“, erklärt Sieper. Die Begeisterung für das „A-Team“ verbindet alle. Daher verwundert es auch nicht, dass die Remscheider Truppe „A-Team“-Darsteller Mr. T auf Twitter angeschrieben hat, um ihn auf ihren Bollerwagen im Stile des GMC-Vans der TV-Serie aufmerksam zu machen. Die kurze, bündige Antwort des Schauspielers, angelehnt an seine damalige Rolle als „B. A.“, lautete: „Don’t touch my van, sucka!“ („Finger weg von meinem Van!“)

Am Donnerstag machen sich die 16 Herren von Remscheid entlang der Balkantrasse in Richtung Wermelskirchen auf. Eine Strecke von rund zehn Kilometern liegt vor ihnen. „Vatertag ist für uns ein ganz besonderer Tag. Denn an allen anderen 364 Tagen im Jahr sind wir für unsere Kinder und Familien da“, verteidigt sich Wehner gegen Vatertag-Kritiker. Laut grölend durch die Straßen ziehen, ist bei ihnen nicht, beteuert das „vAter-Team“. Sie stellen sich darauf ein, dass heute viele Radfahrer und Fußgänger einen ganz genauen Blick auf den Bollerwagen werfen wollen. „Wir werden wohl alle naselang einen Halt machen müssen für einen Smalltalk“, sagt Baier. Ihr Ziel ist es, wie im Jahr 2015 beim Bollerwagen-Contest in Wermelskirchen den ersten Platz zu erringen.