Verband: Baumwolle wird vermutlich nicht teurer
Berlin (dpa) - Die weltweit steigenden Rohstoffpreise haben 2011 nicht vor der Textilwirtschaft haltgemacht. Verarbeiter von Natur- und Kunstfasern ächzten unter wachsendem Kostendruck. Doch die Branche sieht Licht.
Im globalen Handel mit Baumwolle und künstlichen Textilfasern dürfte sich der massive Preisdruck nach Einschätzung der Branche 2012 abschwächen. „Wir vermuten, dass das aktuelle Niveau auch im nächsten Jahr zumindest gehalten wird“, sagte Felix Ebner vom Gesamtverband Textil und Mode. Nach dem vorläufigen Höhepunkt Anfang 2011 seien die Weltmarktpreise schon bis zum Sommer tief gefallen.
„Seit dem Herbstbeginn sind sie nun relativ stabil - mit Tendenz nach unten“, berichtete Ebner. Der Preis für das Pfund Baumwolle habe sich bei 90 US-Cent eingependelt. Die Verbraucher müssten derzeit nicht mit höheren Ausgaben für Bekleidung oder Textilstoffe rechnen.
Bei der Baumwolle habe es im ersten Quartal 2011 ein Allzeithoch gegeben. „Es lag bei 2,20 US-Dollar je Pfund“, sagte Ebner - beinahe eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahreswert von 80 Cent. Bereits während der Wirtschaftskrise 2009/2010 hätten die Preise nachgegeben, eine Nachfrage-Lücke von drei Millionen Tonnen habe sich aufgetan. Danach sei binnen kurzer Zeit ein sprunghafter Anstieg gefolgt, dessen „Nachwehen“ noch Anfang 2011 spürbar waren.
„Hinzu kam, dass die Finanzindustrie Agrarrohstoffe generell als Vermögensanlage und Spekulationsobjekt entdeckt hat“, sagte Ebner. „Das hat dazu geführt, dass die Preise noch mal gewaltig explodiert sind.“ Zahlreiche Textilanbieter hätten solche Steigerungen in der Vergangenheit jedoch aufgefangen, indem sie zunächst Lagerbestände abbauten und auf kurzfristige Lieferverträge umsattelten.
Derzeit gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Hauptanbauländer USA, Pakistan, Indien und China ihre Baumwollproduktion zurückfahren könnten - obwohl die Chinesen häufiger Preise und Mengen strategisch zu verändern versuchten: „Die grasen den Weltmarkt überall ab - genauso wie in anderen Branchen und bei anderen Rohstoffen.“ In den USA sei die Anbaufläche hingegen wieder stark ausgedehnt worden.
„Auch bei Chemiefasern sind die Preise zuletzt durch die Bank gestiegen. Nun entspannen sie sich auf hohem Niveau“, sagte Ebner. Polyester, Nylon und Acryl blieben zwar anfällig für Schwankungen beim Erdöl, weil sie aus petrochemischen Grundstoffen aufgebaut sind. „Was gegenwärtig aber eine größere Rolle spielt, ist die Chemieindustrie, die die nötigen Granulate zuliefert“, erläuterte Ebner. Die Branche halte ihre Kapazitäten weltweit „recht begrenzt“ - ein erneutes Klettern der Kunstfaser-Preise könnte die Folge sein.