Verdächtiger hatte Geldprobleme
48-Jähriger verstrickte sich in immer neue Prozesse.
Düsseldorf/Erkrath. Der mutmaßliche Anwaltsmörder von Düsseldorf war durch verlorene Gerichtsverfahren in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten. Er habe die Summen für Geldstrafe, Schmerzensgeld und Anwaltskosten nicht mehr aufbringen können und sei deswegen verzweifelt gewesen, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa gestern in Düsseldorf.
Seine Anwälte hätten ihm davon abgeraten, noch mehr Geld in aussichtslose Berufungsverfahren zu stecken. Das habe er aber nicht akzeptieren wollen. Stattdessen habe er dann die Anwälte für seine Situation verantwortlich gemacht.
Rechtsanwalt Martin Lauppe-Assmann, dessen Kanzleikollegin der 48-Jährige bei der Bluttat erstochen haben soll, verteidigte diese posthum gegen den Vorwurf schlechter Arbeit. Sie habe exzellente Arbeit geleistet. So sei der 48-Jährige mit einer Geldstrafe für eine Körperverletzung davongekommen, obwohl er während der Tat an seiner Ex-Chefin wegen eines weiteren Gewaltausbruchs unter Bewährung gestanden habe, sagte er.
Laut Urteil hatte er seiner ehemaligen Chefin mit einer Ohrfeige das Trommelfell zerstört. Die Frau sei drei Monate krankgeschrieben gewesen.
Die Verteidigung des 48-Jährigen will erst frühestens in zwei Wochen Akteneinsicht nehmen und mit ihrem Mandanten besprechen, wie es in dem Fall weitergehen soll, so die Ermittler. Yanqing T. (48) sitzt wegen dreifachen Mordes und mehrfachen Mordversuchs in Untersuchungshaft. Er hat gestanden, zu seinem Motiv aber bislang geschwiegen.
In einer Düsseldorfer Kanzlei soll er zwei Anwälte erstochen und die Kanzlei dann angezündet haben. In einer Erkrather Kanzlei soll er eine Anwaltsgehilfin mit Schüssen in Kopf und Lunge getötet haben. Einem im Rollstuhl sitzenden Anwalt schoss er den Ermittlern zufolge in den Bauch und ließ ihn lebensgefährlich verletzt in der Kanzlei zurück. Als er in der Pizzeria seiner Ex-Chefin in Goch deren Töchter angriff, war er von einem Passanten überwältigt worden.
Viele Erkrather wünschen sich derweil, dass die Stadt eine Gedenkfeier organisiert — als Zeichen der Einheit. Bürgermeister Arno Werner hat sich zu dem Vorschlag noch keine konkreten Gedanken gemacht. „Aber grundsätzlich ist so etwas möglich. Wir müssen aber erst Kontakt zu den Angehörigen aufnehmen. Entscheidend ist, ob die das überhaupt wollen“, sagt er. Fest steht aber: Der Mann, der den Anwalt gerettet hat, soll gewürdigt werden. Werner: „Das ist ein herausragendes Beispiel von Zivilcourage. Er wird sicher die Rettungsmedaille bekommen.“