NRW Verkaufsoffene Sonntage: Kirche und Verdi wehren sich gegen Verdopplung

Vor dem Landtag in Düsseldorf demonstrierten 150 Menschen gegen eine Aufstockung der verkaufsoffenen Sonntag in NRW von vier auf acht im Jahr.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Man könnte meinen, selbst im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) genieße der freie Sonntag nicht oberste Priorität. Rund 250 Mitarbeiter hatten die Möglichkeit bekommen, frei zu nehmen, um sich vor dem Landtag an der Demonstration für den Sonntagsschutz zu beteiligen. Aber nicht einmal jeder Fünfte nimmt die Gelegenheit auch wahr.

Mit Verstärkung der Gewerkschaft Verdi, der Diakonie, des Kolpingverbands und kirchlicher Arbeitnehmer-Organisationen finden sich am Nachmittag schließlich rund 150 Menschen ein, um den Protest der Allianz für den freien Sonntag gegen das Entfesselungspaket I der schwarz-gelben Landesregierung zu unterstützen. Zwar reiht sich auch Düsseldorfs katholischer Stadtdechant Ulrich Hennes ein, aber im Gegensatz zu den drei evangelischen Landeskirchen in NRW wollten sich zur Irritation vieler Unterstützer die fünf NRW-Bistümer der Aktion zum Sonntagsschutz im Vorfeld nicht anschließen.

Demonstration "Für den Schutz des Sonntags" vor dem Landtag
18 Bilder

Demonstration "Für den Schutz des Sonntags" vor dem Landtag

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Der Protest richtet sich gegen den Plan, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage von bisher vier auf künftig acht zu verdoppeln. Man lehne „die damit verbundene fortschreitende Ökonomisierung des Sonntags ab“, heißt es in einer Erklärung, die am Ende der Demonstration an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) übergeben wird. „Gerade der Sonntag erinnert daran, dass Menschen nicht nur zur Arbeit geschaffen sind und ihre Würde nicht an ihrer Leistung hängt.“

Pinkwart verteidigt vor den Demonstranten die Pläne mit dem Hinweis, die Sonntage könnten auch weiterhin „ganz überwiegend“ der Muße dienen. Ziel der Gesetzesänderung sei es, die Innenstädte und den Präsenzhandel zu stärken und mehr Rechtssicherheit zu schaffen. Verdi-Gewerkschaftssekretär Nils Böhlke widerspricht: Es werde auch künftig Klagen geben.

Am kommenden Mittwoch geht das parlamentarische Beratungsverfahren weiter. Dann ist das Entfesselungspaket I Thema im Wirtschaftsausschuss des Landtages.

(In einer früheren Version des Artikels hatte es geheißen, alle Mitarbeiter des Landeskirchenamtes hätten für die Demo frei bekommen. Die Ekir weist darauf hin, dass zwar allen Mitarbeitern die Möglichkeit zur Teilnahme während der Dienstzeit eingeräumt worden sei. Wer das Angebot nicht angenommen habe, sei aber weiter seinen Dienstgeschäften nachgegangen; Red)