Vermeintliche Kindermörder nach 18 Jahren frei
Washington (dpa) - Drei wegen bestialischer Kindermorde verurteilte Amerikaner haben nach 18-jährigem Kampf ihre Freiheit wiedererhalten. Im Laufe der Jahre waren immer stärkere Zweifel an der Schuld der Gefangenen aufgekommen.
Prominente wie der Schauspieler Johnny Depp und Eddie Vedder von der Gruppe „Pearl Jam“ hatten sich für sie eingesetzt, und drei Dokumentarfilme waren über den spektakulären Rechtsfall um die sogenannten „West Memphis Three“ gedreht worden.
Am Freitag (Ortszeit) verließen Damien Echols, Jason Baldwin und Jessie Misskelley das Bezirksgericht in Jonesboro (Arkansas) als freie Männer - einer von ihnen hatte zuvor schon einmal kurz vor der Hinrichtung gestanden. Nach Medienberichten ließen der Richter und die Staatsanwaltschaft die drei gehen, nachdem ein neuer Prozess wegen der wackeligen Beweislage immer wahrscheinlicher geworden war.
Die Echols, Baldwin und Misskelley zur Last gelegten Verbrechen im Jahr 1993 hatten US-weit besondere Abscheu ausgelöst. Die Opfer waren drei achtjährige Jungen, sie waren nackt, an Händen und Füßen zusammengebunden und teilweise verstümmelt tot in einem Wassergraben in West Memphis (Arkansas) aufgefunden worden. Den Medienberichten zufolge kamen rasch Gerüchte auf, dass die Kinder Opfer satanischer Rituale geworden seien. Echols, Baldwin und Misskelley seien damals Anhänger der „Heavy Metal“-Szene gewesen, Außenseiter, die sich schwarz gekleidet hätten.
Der vermeintliche Durchbruch für die Polizei kam nach Schilderung der Medien, als der damals 17-jährige Misskelley überraschend gestand und Echols sowie Baldwin belastete. Die Verteidigung machten später geltend, dass die Strafverfolger gezielt Druck auf den Jungen ausgeübt und sich seinen niedrigen Intelligenzquotienten zunutze gemacht hätten. Misskelley habe dann aber rasch sein Geständnis widerrufen. Dennoch wurden die drei im Mordprozess 1994 schuldig gesprochen, Echols erhielt die Todesstrafe, die beiden anderen lebenslange Haft.
Frei kamen sie am Freitag mit Hilfe eines seltenen legalen Manövers, das „Alford-Eingeständnis“ genannt wird. Demnach erklärt sich ein Angeklagter formell schuldig, bleibt aber zugleich bei seiner Unschuldsbeteuerung. Im Gegenzug dazu wurden die drei Männer zu gut 18 Jahren Gefängnis verurteilt, genau die Haftzeit, die sie bereits verbüßt haben. Wie sie auf ihrer ersten Pressekonferenz in der Freiheit sagten, wollen sie jetzt weiter daran arbeiten, ihre Unschuld klar nachzuweisen.