Flüchtlingshilfe Viele Helfer fühlen sich überfordert und alleingelassen

In der Region ist eine Vielzahl von Menschen im Einsatz für Flüchtlinge. Die hohe Belastung lässt inzwischen viele an ihre Grenzen stoßen.

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Düsseldorf. Helfer im Stress. Seit Wochen haben viele von ihnen ihr eigenes Leben ganz dem der Menschen gewidmet, die bei uns Hilfe suchen. Unserer Zeitung haben sie erzählt, was für sie wichtig ist, woran es hapert und vor allem, wie es ihnen geht.

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„Die Belastung geht über das hinaus, was wir gedacht haben, leisten zu können“, sagt Sebastian Dahms(40), Bereitschaftsleiter des DRK Wülfrath. „Wir stemmen die Notunterkunft, haben jeden Tag 14 Positionen in drei Schichten zu besetzen, ehrenamtlich. Ohne die Hilfe der Bevölkerung ist das nicht zu schaffen.“ Was ihm fehlt, ist Planungssicherheit. „Ich möchte wissen, wie viele Flüchtlinge wann und mit wie vielen Kindern bei uns eintreffen.“ Die letzte Belegung erfolgte unangekündigt nachts um 2 Uhr.

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In das gleiche Horn stößt Jürgen Albermann, Leiter des Solinger Stadtdienstes Soziales. „Uns fehlen verlässliche Zuweisungsverfahren und ausreichend Zeit, um alle wichtigen Bausteine der Flüchtlingshilfe noch schneller sinnvoll zusammenführen zu können.“

Sean Micke (25) Koordinator der Wuppertaler Initiative „Willkommen in Ronsdorf“, hofft, dass die Kooperation mit den Behörden bei der Flüchtlingsarbeit in Zukunft unbürokratischer und lösungsorientierter abläuft. Vor allem aber, „dass wir unsere Willkommensmentalität und den Glauben daran, dass wir diese Aufgabe bewältigen können, nicht verlieren“. Er kennt die Schattenseiten der Hilfe. „Die psychische Belastung ist vor dem Hintergrund der einzelnen Schicksale mitunter sehr hoch“, sagt er.

Auch für den Düsseldorfer Hans-Dieter Ernst (65), der Flüchtlinge bei Ämtergängen begleitet, ist die psychische Belastung ein großes Problem. „Die zeitliche Belastung ist für einen Ehrenamtler steuerbar, aber von der psychischen kann man keine Auszeit nehmen“, sagt er. Viele Flüchtlinge seien traumatisiert, haben alles verloren. „Manchmal ist der Inhalt einer Tasche alles, was vom bisherigen Leben übriggeblieben ist“, sagt Ernst. Das ist auch für die Helfer hart. An die Politik appelliert er: „Reduziert die Wartezeit nach der Asylantragsstellung bis zum Bescheid dramatisch. „Die lange Wartezeit ist für die Flüchtlinge unmenschlich.“

Für Düsseldorfs Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch (48) ist die Beschleunigung der Asylverfahren der innenpolitische Schlüssel für die Bewältigung des Flüchtlingsthemas. Ihre größte Herausforderung ist, für alle Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf zu besorgen. „Im ersten Halbjahr waren es 150 Menschen pro Monat, inzwischen sind es 150 Menschen pro Woche.“ Für den nächsten Schritt, die Integration derer, die bleiben, sei Düsseldorf gut aufgestellt. Damit das auch in anderen Städten gelingt, müsse der soziale Wohnungsbau schneller auf den Weg gebracht werden, fordert Ilham Sittel-Essabik, die bei der Caritas Krefeld Flüchtlinge berät. Deutsche und Migranten, die auf dem Wohnungsmarkt auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, sollen nicht in Konkurrenz zueinander treten. Und neben Sprachdolmetschern fehlt es vor allem an Kulturdolmetschern, die die kulturellen Unterschiede übersetzen.