Envangelische Kirche in Deutschland „Vitaminstoß für die Erneuerung unserer Kirche“
Die EKD-Synode bilanziert das Reformationsjubiläum und debattiert die Konsequenzen für die Zukunft. Heute geht es um die Finanzen.
Bonn. Das Reformationsjubiläum ist vorbei. Jetzt ringt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) darum, was daraus für die Zukunft folgt. Die EKD-Synode als höchstes Entscheidungsgremium tagt seit gestern für vier Tage in Bonn. Zum Auftakt sprach der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm vor den 120 Synodalen aus 20 Landeskirchen von dem Jubiläum als einem „Vitaminstoß für die geistliche und inhaltliche Erneuerung unserer Kirche“.
Ähnlich äußerte sich Synoden-Präses Irmgard Schwaetzer: „Überall dort, wo Kirche in neuen Formaten an neuen und überraschenden Orten und mit vielfältigen Kooperationspartnern in der Öffentlichkeit mit ihren Inhalten präsent war, gelang es Menschen anzusprechen, denen wir sonst eher selten begegnen.“
Kritischer könnte es heute Nachmittag werden, wenn die finanzielle Seite des Jubiläums beleuchtet wird. Denn trotz hoher Investitionen haben sich weder die Besuchererwartungen bei der Weltausstellung in Wittenberg noch bei den „Kirchentagen auf dem Weg“ parallel zum Berliner und Wittenberger Kirchentag erfüllt. Dem steht allerdings ein völlig unerwarteter Andrang bei den bundesweiten Gottesdiensten am Reformationstag selbst gegenüber, an dem vielerorts die Kapazitätsgrenzen erreicht wurden. „Das haben wir noch nie erlebt“, freute sich Bedford-Strohm.
Der im Reformationsjahr dauerpräsente und dauerbegeisterte Ratsvorsitzende zeigte sich in der Flüchtlingsdiskussion selbstkritisch. Die Positionen der Kirche insgesamt und seine eigenen seien oft moralistisch wahrgenommen worden. Dabei liege ihm nichts ferner als das. Handeln aus innerer Freiheit verurteile andere nicht. Kirche müsse Anspruch und Zuspruch verbinden, um Moralismus zu vermeiden.
Klar ist, dass die ökumenischen Wege, die im Reformationsjahr eingeschlagen wurden, weitergegangen werden sollen. Der Begriff der „christlichen Kirchen“ habe mehr überzeugt als evangelisch oder katholisch, beschreibt Schwaetzer ihre Jubiläumserfahrungen. Die evangelische Seite will sich in noch strittigen Fragen des Amtsverständnisses und des gemeinsamen Abendmahls auch bewegen und nicht nur ein katholisches Entgegenkommen erwarten.
Schon im Vorfeld der Synode hatte Schwaetzer in einem epd-Interview gesagt, die Ordinationspraxis mancher Landeskirchen sorge selbst bei ökumenisch sehr wohlgesonnenen Katholiken für Erstaunen. „Da können wir uns schon fragen, was wir auf evangelischer Seite ändern sollten.“ Offenbar geht es dabei aber weniger um die Praxis beispielsweise der rheinischen Landeskirche, in der Haupt- und Ehrenamt gleichrangig ordiniert werden. Eher scheinen unklare Regelungen in manchen lutherischen Landeskirchen, nach welchen Kriterien Menschen mit Sakramentsverwaltung und Wortverkündigung beauftragt werden, die katholische Seite zu irritieren.
Der zuletzt eher ökumenekritische Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki war auch für ein Grußwort nach Bonn gekommen. Neue Spitzen waren von ihm dabei nicht zu hören. Auch hier zeigte Bedford-Strohm Entgegenkommen: Natürlich gebe es auch nach dem Reformationsjahr 2017 noch gewichtige Hürden auf dem Weg zu einer sichtbaren Einheit in versöhnter Verschiedenheit. „Aber sie sind überwindbar und nicht notwendigerweise kirchentrennend.“