Der Afrikakenner und Publizist Henning Christoph räumt allerdings mit einem Klischee auf: "Die Puppe mit den Nadeln gibt es beim Voodoo nicht. Das ist eine Erfindung von Hollywood."

In seinem Voodoo-Museum in Essen beherbergt Christoph viele Figuren, denen fußballtaugliche Magie innewohnt. Im "Soul of Africa" kann in Sachen WM die Kraftfigur ("Bocio") des Kriegergottes Gandaba bearbeitet werden: mit seinen fünfzehn Trillerpfeifen, um die Aufmerksamkeit der Götter zu wecken, und einem Telefon auf den Rücken "für ganz eilige Anliegen, denn Voodoo geht mit der Zeit".

Einen anderen zeitgenössischen Bocio erwarb er von einem togolesischen Fan. Dieser Fußball-Fetisch trägt eine Zündkerze, die Funken schlägt, sobald die Figur mit Guinea-Pfeffer und Schnaps scharf gemacht wird. "Solche Figuren werden bei der WM in den Stadien sein", ist der Voodoo-Experte.

Ob geopfertes Federvieh unter das Grün gelangt, bezweifelt er angesichts der Ordnermacht. Doch man wisse ja nie. So wurden zwei Voodoopriester regelmäßig nach Frankreich eingeflogen, um in der von Exil-Afrikanern geprägten Liga die Tore fachgerecht zu präparieren.

"Im Spiel sind alle Tricks erlaubt", so der Ethnologe. Ernsten Schaden würde keiner nehmen, denn nur 15 Prozent des Voodoo sei Schadenszauber. Selbst dieser würde nur genutzt, um das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen.

"Voodoo wird fälschlicherweise mit schwarzer Magie gleichgesetzt. Tatsächlich beruht die Religion größten Teils auf Heilung und Schutz." Was sich die Fans des deutschen Gruppengegners aus Ghana wohl einfallen lassen werden, wenn es am 23. Juni zum Duell kommt?