Vor dem Dom fliegen die Federn
Flashmob: Hunderte meist junger Leute treffen sich vor dem Dom zum „Weltkissenschlachttag“. Dieser wird am gleichen Tag in 120 Städten weltweit ausgetragen.
Köln. Einige Passanten reiben sich verwundert die Augen, als am Samstag Punkt 15 Uhr hunderte meist junge Leute wild mit Kissen um sich schlagen. Es dauert nicht lange, bis die ersten Federn durch die Luft fliegen. „Das sieht lustig aus, was machen die da eigentlich?“, will eine ältere Touristin aus den USA von ihrer Freundin wissen. Die lächelt beseelt und antwortet: „Keine Ahnung, aber schade, dass wir keine Kissen dabei haben.“
Andere Passanten sehen das wilde Treiben weniger entspannt: „Das ist doch eine Riesensauerei. Die räumen das sicher selber nicht weg. Dafür werden dann wieder meine Steuern verschwendet“, echauffiert sich ein Herr mittleren Alters, während seine beiden Kinder mit großen Augen das Spektakel verfolgen, bei dem es nicht lange dauert, bis die Domplatte von einer zentimeterdicken Schicht aus Daunenfedern bedeckt wird.
„Ich finde es total cool, hier dabei zu sein. Ich habe das schon oft in der Zeitung oder im Fernsehen gesehen und wollte schon immer mal mitmachen“, sagt Fatima (15), die vorab noch ein paar Erinnerungsfotos vom „Weltkissenschlachttag“ schießt. Dieser hat seinen Ursprung in den sogenannten Flashmob-Aktionen, bei denen sich die Teilnehmer über das Internet verabreden. So kommt es auch, dass am Samstag in mehr als 120 Städten weltweit die Federn fliegen, darunter neben Köln auch in Berlin am Brandenburger Tor.
Für Volkan (15), Daniel und Nami (beide 16) ist es das erste Mal, dass sie zu den Kissen greifen: „Wir haben von der Aktion über Facebook gehört und wollten einfach mal was Besonderes erleben. Das ist hier wie ein kleiner Krieg, der aber ganz harmlos mit Kissen ausgetragen wird. Das macht richtig Spaß und keiner tut sich weh“, freut sich Volkan.
Bei Inka (29) und Claudia (32) müssen zwei Kissen aus dem Bestand ihres Vaters für die spaßige Schlacht am Dom herhalten. „Die stammen noch aus den 70ern, das ist echte Qualität“, sind sich die Kölnerinnen siegessicher. Aus Argentinien stammt Studentin Manuela, die mit Freunden aus Bonn zur großen Kissenschlacht gekommen ist und ihr Kuschelkissen dafür opfert. „Das ist leicht und nicht zu hart. Außerdem liegt es gut in der Hand“, begutachtet die 30-Jährige ihr Kissen fachmännisch.
Bei Malvika (23) aus Indien muss ihr Krokodilkissen herhalten, das sie energisch gegen Angreifer einsetzt. „Es macht Spaß, mal etwas anderes zu tun und den Alltag zu vergessen“, sagt die Studentin. „Wir sind eine bunte Truppe aus Freunden und Kommilitonen aus vielen verschiedenen Ländern. Es ist interessant, dass die Leute aus dem Ausland oft besser über solche Aktionen Bescheid wissen als wir selbst“, wundert sich Stefan (32).
Insgesamt hätten sich bei Facebook 720 Teilnehmer für Köln angemeldet. „In Berlin war richtig was los. Die Bilder haben wir uns online schon angesehen“, berichtet der Bonner. Während er ein altes Kissen bevorzugt, haben viele seine Freunde sich bei Möbeldiscountern extra für den Tag eingedeckt. „Da gab es Kissen schon ab 2,50 Euro“, sagt Stefan, bevor er den nächsten Angriff gerade noch abwehren kann.
Lange dauert die XXL-Kissenschlacht übrigens nicht. Nach knapp 20 Minuten ist schon wieder alles vorbei. Zurück bleiben nur leere Kissenhüllen und jede Menge Daunen, die vom Wind in Richtung Hohe Straße und Hauptbahnhof geweht werden.