Vorwurf der Zuhälterei gegen Strauss-Kahn

Paris/New York (dpa) - Sein Sex-Leben hat nicht nur die Karriere des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn zerstört, sondern bringt ihn weiter juristisch in Bedrängnis.

Wegen der angeblichen Vergewaltigung eines New Yorker Zimmermädchens muss sich der 62 Jahre alte Franzose von diesem Mittwoch an vor einem Zivilgericht in der New Yorker Bronx verantworten. Kurz davor hat die französische Justiz am Montagabend ein anderes Anklageverfahren gegen den früheren Top-Manager und Politiker eröffnet. Hintergrund ist die sogenannte Callgirl-Affäre von Lille. Strauss-Kahn wird dabei Beteiligung an bandenmäßiger Zuhälterei vorgeworfen.

Am Montagabend war er in Lille wegen des Besuchs illegaler Sex-Partys erneut vernommen worden. Im Kern ging es den Ermittlungsrichtern dabei um die Frage, ob sich Strauss-Kahn der Teilnahme bezahlter Frauen bewusst war - er hätte sich damit nach Ansicht der Justiz der Unterstützung der Prostitution schuldig gemacht. Strauss-Kahn bestreitet seine Teilnahme an den Partys nicht, ging aber nach eigenen Angaben von freizügigen „libertinären“ Treffen mit Gleichgesinnten aus.

Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) war am späten Montagabend unter Auflagen gegen eine Kaution von 100 000 Euro auf freien Fuß gesetzt worden. Er darf keinen Kontakt mit anderen Verdächtigen aufnehmen. Sein Rechtsbeistand kündigte nach Informationen des TV-Nachrichtensenders BFM Berufung gegen die Entscheidung an. Anwalt Richard Malka betonte unmittelbar nach Eröffnung des Verfahrens, sein Mandant bestreite die ihm zur Last gelegten Taten entschieden. „Herr Strauss-Kahn befindet sich hier zu einem großen Teil wegen seiner Bekanntheit, er wurde auf einen Scheiterhaufen gestoßen“, sagte der Anwalt.

In New York muss sich Strauss-Kahn am Mittwoch vor einem Zivilgericht verantworten. Das Zimmermädchen Nafissatou Diallo wirft dem Franzosen vor, sie im Mai 2011 in einem Luxushotel am Times Square überfallen und zum Oralsex gezwungen zu haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte er im vergangenen Jahr nicht nur den IWF-Chefposten, sondern auch seine Hoffnungen auf die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten aufgeben müssen. Die US-Justiz stellte das strafrechtliche Verfahren zwar wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Frau ein, eine zivilrechtliche Klage ist aber noch anhängig.

Nun wollen seine Anwälte auch den Zivilprozess verhindern, wie das Büro von Diallos Anwalt Kenneth Thompson bestätigte. Demnach berufen sich Strauss-Kahns Rechtsvertreter auf die diplomatische Immunität, die der Angeklagte als IWF-Chef damals noch genossen habe. Nach Angaben des Gerichts werden weder Strauss-Kahn noch die Klägerin zu der Anhörung in der Bronx erwartet. Eine Sprecherin von Strauss-Kahns Hauptanwalt William Taylor III in Washington bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass Taylor seinen Mandanten am Mittwoch vor Gericht vertreten werde.