Wacken Open Air: Unfalltod überschattet Metal-Festival
Wacken (dpa) - Matsch-Surfen und Suhlen im Schlamm: Tausende Fans haben auf dem weltweit größtem Heavy-Metal-Festival in Wacken dem miesen Wetter zum Trotz drei Tage lang durchgefeiert. Rund 75 000 Besucher aus aller Welt kamen in das Dorf in Schleswig-Holstein, um die rund 130 Bands live zu erleben.
Der Unfalltod eines jungen Mannes überschattete jedoch das Festival. Der 1990 geborene Mann aus Süddeutschland starb an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, als er am Samstag auf einem PKW-Anhänger eingeschlafen war.
„Das ist ein tragischer Unglücksfall“, sagte Polizeisprecher Hermann Schwichtenberg. Der Festivalbesucher habe sich am Samstagnachmittag unter einer Plane auf einem Pkw-Anhänger zum Schlafen gelegt. In unmittelbarer Nähe sei ein Notstromaggregat in Betrieb gewesen. Vermutlich seien Abgase unter die Plane geraten. Bekannte des jungen Mannes fanden ihn leblos. „Die Rettungskräfte haben noch rund 30 Minuten versucht, ihn ins Leben zurückzuholen. Aber das war leider erfolglos“, sagte der Sprecher. Nähere Angaben zu dem Toten wollte er aus Rücksicht auf die Familie nicht machen.
Ansonsten zog die Polizei ein positives Fazit des Rock-Spektakels. „Das Wacken:Open:Air ist ein insgesamt sicheres Festival“, sagte Schwichtenberg. Trotz der 100 000 Menschen auf dem Gelände - davon 75 000 zahlende Besucher - mussten die Beamten während des W:O:A nur 430 Anzeigen schreiben, davon 300 Taschendiebstähle und Diebstähle aus Zelten.
Zu den Top Acts gehörte die Abschieds-Show der Rockgruppe Scorpions aus Hannover am Samstagabend. Mit dem Song „Sting In The Tail“ startete die Band um Rudolf Schenker (63) vor Zehntausenden begeisterter Fans in Wacken ihr offiziell letzter Open-Air-Auftritt in Deutschland: „Wir wollen aufhören, solange wir noch gut sind“, erklärte der künftige Rock-Rentner Klaus Meine (64).
Hauptthema neben der Musik war für viele Gäste bei dem Festival das Wetter. „Rain oder shine“ (Regen oder Sonnenschein), lautet das traditionelle Motto des Wacken-Open-Air. In diesem Jahr war die Sonne nur anfangs dabei. Am Schluss gab es fast nur noch Regen. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen kämpften die Veranstalter und Tausende Heavy-Metal-Fans gegen den Morast. Am Samstagvormittag gab es deshalb ein absolutes Fahrverbot auf dem Gelände. „Auf den Rettungswegen durften nur noch Einsatzfahrzeuge der Sanitäter und Polizei fahren“, sagte Festival-Sprecherin Britta Kock.
Weil ihre Zelte den Wassermassen nicht stand gehalten hatten, machten sich einige Wacken-Fans bereits am Samstag auf den Heimweg. Um der Schlammwüste zu entkommen, montierten einige Schneeketten an die Räder ihrer Autos. Manche legten Absperrgitter auf dem Boden aus, um besonders tiefe Schlammlöcher zu überbrücken. Einige ließen ihre Autos von Traktoren abschleppen.
Die „harten“ Metal-Fans jedoch blieben und trotzten dreckverschmiert und mit lauten „Wackööööööön“-Rufen dem Wetter. Wer keine Regenjacke dabei hatte, zog zumindest einen Müllbeutel über den Kopf. Fehlende Gummistiefel wurden durch Plastiktüten ersetzt, die mit Klebeband an den Füßen wurden. In den Pausen zwischen den Auftritten der Bands hüpften einige mit beiden Füßen in tiefe Pfützen, während andere sich im „Schlamm-Surfing“ übten.