Wagnerlust und Wagnerlast - Ausstellung in Leipzig

Leipzig (dpa) - „Das schwierige Verhältnis zwischen seiner Geburtsstadt Leipzig und Richard Wagner beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit“, sagt die Musikwissenschaftlerin Kerstin Sieblist.

Sie ist Kuratorin der neuen Sonderausstellung „Wagnerlust und Wagnerlast“, die ab Dienstag im Leipziger Stadtmuseum die Spuren des Komponisten mit seiner Geburtsstadt zu verbinden versucht.

In der Stadt selbst sind seine Hinterlassenschaften gering. Das Haus am Brühl, in dem Wagner am 22. Mai 1813 geboren wurde, existiert nicht mehr. Zwei geplante Denkmäler nach Entwürfen von Max Klinger und Emil Hipp wurden niemals umgesetzt. „Darin spiegelt sich Leipzigs schwieriges Verhältnis zu seinem berühmten Sohn am eklatantesten“, sagt die Ausstellungskuratorin.

Summiert lebte der Komponist nur sieben Jahre in Leipzig. Er kehrte der Stadt als junger Mann den Rücken. Dass seine erste Oper „Die Feen“ von der Opernleitung abgelehnt wurde, habe Wagner der Stadt nie verziehen, sagt Sieblist. „Wagner reiste viel, kehrte jedoch nie nach Leipzig zurück. Mit dieser Stadt hatte er abgeschlossen.“

Die Ausstellung versucht, die Fäden zur Stadt zurückzuspinnen. Der Titel „Wagnerlust und Wagnerlast“ deutet schon an, dass die Schau die Kritik am schwierigen Charakter Wagners mit seiner gefeierten Musik auszubalancieren versucht. Gleich am Eingang können Ausstellungsbesucher unter einer Klangdusche Ausschnitte aus Wagners Opern wie „Tannhäuser“ oder „Lohengrin“ hören.

Außerdem zieren Bilder, Handschriften, Zeitungsartikel und allerhand Bühnenrequisiten die rot gehaltenen Wände der Ausstellung. Zu sehen ist auch ein brauner Konzertflügel, gefertigt vom Leipziger Verlag „Breitkopf & Härtel“. Ein baugleiches Modell besaß Wagner, und er soll es, so sagt eine Anekdote, bei seiner überstürzten Flucht nach seiner Beteiligung an der Revolution in die Schweiz mitgenommen haben.

Unter den Exponaten sind auch Notenblätter sowie Wagners handschriftliches Redemanuskript zur Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses zu seinem Geburtstag 1872. Die Hälfte der Exponate widmen sich Wagners Rezeption nach dessen Tod: als Lieblingskomponist Hitlers im Nationalsozialismus ebenso wie als Marketingrenner für allerlei Kitsch und Bücher in der Gegenwart.

Damit schlägt die Schau selbst den Bogen zum Jubiläumsjahr 2013, in dem Leipzig wieder als Wagnerstadt wahrgenommen werden will. Mit dem Slogan „Richard ist Leipziger“ wirbt die Stadt für sich und packte mehr als 130 Veranstaltungen auf das Jubiläumsprogramm. Das Stadtmuseum hat während der Sonderausstellung mehrere Lesungen und Sonderführungen geplant. Als Höhepunkt des Jubiläumsreigens ist die von Gewandhaus und Oper getragene Festwoche vom 16. bis 26. Mai geplant, inklusive Festakt zum 200. Geburtstag. Auch die Ausstellung im Stadtmuseum endet am 26. Mai. Und Leipzig soll in diesem Jahr im dritten Anlauf endlich ein Wagner-Denkmal bekommen, ganz in der Nähe des Neuen Rathauses.