Kleingeld Was für die Abschaffung der Cent-Münzen spricht – und was dagegen
Düsseldorf · Sie schlummern in Schubladen und Manteltaschen vor sich hin und füllen das Portemonnaie: Ein- und Zwei-Cent-Münzen können lästig sein. Aber sollte man sie abschaffen? Ein Pro und Contra.
PRO: Kupfermünzen sind teuer und überflüssig. Aber auf Bargeld sollten wir nicht verzichten.
Von Rolf Eckers
Ach Holland, Du hast es gut. Wer erlebt, wie entspannt die Niederländer ohne Ein- und Zwei-Cent-Münzen leben, wünscht sich das auch an deutschen Kassen. Dieses Kleinstgeld ist lästig, verstopft das Portemonnaie und ist im Grunde komplett überflüssig. Dass die Materialkosten den Nennwert der Münzen übersteigen, führt die Sache endgültig ad absurdum.
Die Grünen liegen mit ihrer Forderung nach Abschaffung also richtig, gehen aber nicht weit genug. Fünf-Cent-Stücke braucht die Welt auch nicht. Händler und Kunden würden sich schnell auf das Auf- und Abrunden einstellen. Dass der Versuch in Kleve gescheitert ist, beweist nicht das Gegenteil, sondern zeigt nur, dass das Leben ohne Kleinstgeld als Insellösung nicht funktioniert.
Das erhoffte Aus für die Kupfermünzen ist übrigens kein Plädoyer für die Abschaffung des Bargeldes. Ganz im Gegenteil. Die meisten Bundesbürger möchten auch im Digital-Zeitalter darauf nicht verzichten. Das ist mehr als verständlich, weil das bargeldlose Bezahlen die Tür zur Überwachung weit öffnet. Wer komplett auf Bargeld verzichtet, hinterlässt seine digitalen Spuren überall, vollständige Kontrolle wird zum Kinderspiel. Wollen wir das?
CONTRA: Ist schon Sommerloch? Der Vorstoß der Grünen zur Abschaffung des Kleingeldes wirkt so.
Von Christian Gerstenberger
Vor 20 Jahren wäre das sinnvoll gewesen. Als der Euro neu kam. Seitdem hat Bargeld an Bedeutung verloren. 2017 ist die Zahl der Kartenzahlungen laut Bundesbank um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Jüngere Konsumenten zahlen mehrheitlich lieber bargeldlos. Barzahlung bevorzugen hingegen satte 82 Prozent der Über-60-Jährigen, hat das Institut für Demoskopie Allensbach herausgefunden. Diese Altersgruppe sieht die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen besonders kritisch, ist ein Ergebnis eines Feldversuches in Kleve, der übrigens daran scheiterte, dass sowohl (ältere) Kunden als auch Händler sich ohne 1- und 2-Cent-Münzen permanenter Betrugs-Gefahr ausgesetzt fühlten.
Fassen wir zusammen: Die Kleinstmünzen aus dem Verkehr zu ziehen hieße, sie denjenigen wegzunehmen, die Bargeld nutzen. Deren Welt durcheinander zu bringen. Gefallen würde das jenen, die sich sowieso immer weiter vom Bargeld entfernen. Liebe Grüne: Beschäftigt euch doch mit wichtigen Dingen.