Kleingeld Grüne wollen Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen

Berlin · Die Herstellung von Ein- und Zwei-Cent-Stücken ist teuer, weil Materialkosten den Nennwert übersteigen. Die Grünen halten die Münzen für überflüssig.

 Einzeln sind sie wenig wert und vielen Bundesbürgern sogar lästig: Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen.

Einzeln sind sie wenig wert und vielen Bundesbürgern sogar lästig: Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen.

Foto: picture alliance / Rolf Vennenbe/Rolf Vennenbernd

Sie schlummern in Schubladen und Manteltaschen vor sich hin oder füllen unnötig das Portemonnaie: Ein- und Zwei-Cent-Münzen können lästig sein. Auf alle Fälle ist ihre Herstellung teuer. Die Grünen unternehmen nun einen weiteren Anlauf für die Abschaffung des Kleingeldes. Hintergrund sind neue Zahlen der Bundesregierung zur Prägung der Cent-Stücke im vergangenen Jahr, die dieser Redaktion vorliegen.

Die Debatte über Sinn und Unsinn der Münzen hat es seit der Einführung des Euro vor 17 Jahren immer wieder gegeben. Durch den zunehmend bargeldlosen Einkauf sind die Cent-Stücke umstrittener denn je. Die Niederlande, Finnland, Irland und inzwischen auch Belgien haben es vorgemacht und die Ein- und Zwei-Cent-Münzen faktisch abgeschafft. So werden Beträge an der Kasse ab- oder aufgerundet. Aus 1,02 Euro wird 1,00 Euro, aus 1,03 Euro wird 1,05 Euro.

Verbieten kann ein Euro-Staat die Nutzung bestimmter Münzen nicht. Das wäre nur durch einen EU-Beschluss möglich. Die Prägung eigener Geldstücke können die Staaten allerdings auf eigene Faust einstellen. Genau das fordern die Grünen: „Auch in Finnland und Irland prägt die dortige Zentralbank keine Ein- und Zwei-Cent Münzen mehr“, so der stellvertretende Fraktionschef, Oliver Krischer. Diesem Beispiel sollte sich die Bundesbank anschließen. Die Herstellung der Münzen sei „eine große Verschwendung an Geld, Metallen und Energie“. Die Materialkosten lägen über dem Nennwert.

Anlass für die Forderung ist die Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen. Demnach wurden im vergangenen Jahr 453 Millionen Ein-Cent-Stücke (plus 45 Millionen im Vergleich zu 2017) und 479 Millionen Zwei-Cent-Stücke (plus 118 Millionen) produziert. Für die Herstellung seien in den vergangenen drei Jahren 416 Tonnen Kupfer und 7026 Tonnen Stahl benötigt worden. Über die Höhe des „angefallenen Stromverbrauchs“ könne man keine Angaben machen, heißt es in der Stellungnahme.

In Kleve scheiterte der Versuch, auf Kleingeld zu verzichten

Laut Krischer kostet die Prägung von einem Cent jedoch gut 1,65 Cent, die Zwei-Cent-Münze sei geringfügig teurer. „Das ist nicht effizient, wenn jedes Jahr rund 20 Millionen Euro an Prägekosten aus dem Fenster geworfen werden.“

Schon 2017 hatte das Ministerium mitgeteilt, dass von den seit 2002 in Umlauf gebrachten 20 Milliarden Stück der Kleinstmünzen etwa 15 Milliarden in Deutschlands Schubladen und Spardosen liegen. Gesamtwert: rund 220 Millionen Euro. Man frage alle drei Jahre die Zahlungsgewohnheiten der Bürger ab, so ein Sprecher der Bundesbank auf Nachfrage. 2017 sei das Ergebnis gewesen, dass eine Mehrheit die Cent-Münzen behalten wollte.

2016/17 scheiterte in Kleve am Niederrhein ein bundesweit beachteter Versuch, im Handel auf Ein- und Zwei-Cent-Stücke zu verzichten. Es gab an den Kassen viel Ärger und Unmut. Beide Seiten, Kunden und Händler, hatten offenbar große Angst, beim Runden zu kurz zu kommen.