Shitstorm Robert Habeck verlässt Twitter und Facebook - Raus aus der Hassarena

Meinung | Berlin · Robert Habeck könnte eine kleine „Me-Too“-Bewegung unter den seriösen Politikern in Deutschland auslösen. Damit sie sich weniger mit Pöbeleien auf Facebook und Twitter beschäftigen und mehr mit dem realen Leben. Ein Kommentar.

 Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

Foto: dpa/Patrick Pleul

Mit dem Datenklau hat Robert Habecks Entschluss, seine Social-Media-Accounts zu löschen, weniger zu tun, mit schlechten Erfahrungen schon mehr. Twitter ist in politischen Fragen eine reine Hassarena, Facebook ebenso. Hier wird hemmungslos polarisiert, das ergibt sich schon aus dem Aufbau der Systeme. Kurze Nachrichten, schnell rausgehauen, noch schnellere Antworten. Viele anonym. Jeder kann die Sau rauslassen, und sehr viele tun es auch. Auch solche, die sich das im realen Leben nie trauen würden. Es wird nicht argumentiert, es wird gepöbelt. Öffentliches Mobbing und Shitstorm inklusive.

Diese Medien verführen dazu, immer noch eins draufzuhauen. Bis man sich verhaut. Bayern-Fußballer Franck Ribéry hat das gerade schmerzhaft gemerkt. Auch für Politiker liegen hier viele böse Fettnäpfchenfallen. Habeck hat sie nicht alle ausgelassen. Zuletzt machte sein Aufruf, aus Thüringen eine „freies, demokratisches Land“ zu machen, Negativschlagzeilen. Willkommen im Club der Tweet-Geschädigten.

Andere wie Berlins Staatssekretärin Sawshan Chebli suchen hier aus unerfindlichen Gründen immer noch täglich eine Bühne. Überzeugen können sie niemanden. Aber sie lösen regelmäßig Hasstiraden aus.

Noch immer glauben seriöse Parteien und Politiker, hier präsent sein zu müssen. Doch das sind nur Echoräume, in denen Gift und Galle gespuckt wird. Wer sich als Privatperson in sie hinein begibt, verändert sich selbst. Und zwar nicht zum Guten. Diese Medien sollte man den Donald Trumps, Erika Steinbachs und Alice Weidels dieser Welt zu überlassen. Sie passen zu ihnen. Und noch den professionellen Pressebetreuern in den Parteien, die damit umgehen können.

Es wäre nicht schlecht für die Debattenkultur im Land, wenn Habeck eine kleine „Me-Too“-Bewegung unter seriösen Politikern auslösen würde: Raus aus den Hassarenen. Rein ins Leben.