Kommentar Massiver Stellenabbau bei Thyssenkrupp: Das ist das Ende der Stahlproduktion in NRW

Meinung · Tausende Stellen in NRW sollen gestrichen werden. Es ist nicht weniger als das Ende der Stahlproduktion in Nordrhein-Westfalen. Ein Kommentar.

Duisburg: Blick auf das Werksgelände von Thyssenkrupp Steel in Duisburg von einem Hügel in der Nähe. Deutschlands größte Stahlfirma Thyssenkrupp Steel Europe will in den kommenden Jahren mehrere tausend Stellen abbauen.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

„Umfassendes industrielles Zukunftskonzept“ nennt die Stahl-Tochter von Thyssenkrupp ihren Abbauplan, der nicht weniger als das Ende der Stahlproduktion in Nordrhein-Westfalen in Zahlen setzt: Von aktuell 27 000 Arbeitsplätzen sollen 5000 abgebaut und 6000 ausgelagert werden, hin zu Dienstleistern. Das ist ein beschönigender Name und eine klare Absage an die Zukunft des Stahlstandorts NRW. Und auch ein Zeichen, dass die Landespolitik in dieser Planung aber auch gar keine Rolle spielt.

So sehr sich manche Partei an die Seite der Arbeitnehmer zu stellen versucht, so rigoros durchbricht die Konzernführung um den mächtigen Miguel López mit dem Stahlvorstand alle politischen Gehversuche mit einem kalten Personaleinsparungs-Programm, das diametral zur heißen Stahlproduktion steht. „Keine Aussagen zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen. Beides wurde erneut missachtet“, heißt es von der nordrhein-westfälischen SPD verzweifelt. „Wir kämpfen weiter mit den Beschäftigten, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft um jeden Arbeitsplatz.“ So klingen Durchhalteparolen ohne jeden Glauben.

Das Bild des industriellen Niedergangs Deutschlands wird farbiger. Die Autoindustrie, die Stahlerzeugung, alles verliert an Durchsetzungskraft. Immer aus allerlei Gründen, in der Tendenz aber deprimierend. Beim Stahl hat das mit den schwierigen Bedingungen für die Erzeugung zu tun, die politisch kaum erleichtert wurden. Über den Industriestrompreis philosophieren Politiker-Runden noch immer, ohne dass etwas passiert wäre. Auf die Steigerung der Energiepreise ohne russisches Gas ist eine günstige Antwort ausgeblieben.

Vielleicht ist das aber sogar verständlich: Die Stahl-Tochter von Thyssenkrupp ist schon lange in der Krise. Die Nachfrage auf dem Markt ist zu klein, die Autokrise etwa lässt grüßen. Jahre zurückliegende Fehlinvestitionen eines wenig vertrauenswürdigen Managements belasten zusätzlich. Gleichzeitig schickt die Konkurrenz billigeren Stahl aus Asien auf den Markt, der gerne genommen wird. Dieser Schlag war absehbar.