Meinung Künstliche Befruchtung mit staatlicher Hilfe? - Familie geht uns alle an

Meinung | Düsseldorf · Dass die Politik in Nordrhein-Westfalen Paare mit Kinderwunsch jetzt bei den Möglichkeiten zur Therapie unterstützen will, ist ein wichtiger gesellschaftspolitischer Schritt in die richtige Richtung.

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch können auf staatliche Hilfe in NRW hoffen.

Foto: picture alliance/dpa/Mascha Brichta

Wenn der Arm des Staates bis weit in den persönlichen Bereich eingreift, ist immer schwer zu beurteilen, ob das nun richtig und gerecht ist oder nicht. Ist es richtig, dass Menschen bei einer so intimen Entscheidung wie jener für oder wider künstliche Befruchtung staatliche Hilfe erhalten? Ist es gerecht, dass die Steuern des überzeugten Singles dafür ausgegeben werden? Die Antwort fällt leichter, wenn man die Perspektive ändert: Ist es richtig, wenn der Zugang zur Kinderwunschmedizin über den Geldbeutel der Eltern in spe geregelt wird? Wenn Reiche – überspitzt gesagt – sich künstliche Befruchtung leisten können, Arme aber nicht?

Familie ist für die Gesellschaft essentiell. Aber Familie funktioniert heute auf vielfältigere Weise als früher, wo ein junger Mann eine junge Frau heiratete, sie zwei bis vier Kinder bekamen, er arbeitete, sie daheim blieb.

Reproduktionsmedizin gehört schon deshalb in den gesellschaftspolitischen Fokus, weil heute auch die Frauen Karriere machen wollen und länger mit der Familiengründung warten, statt sie brav in der Blüte ihrer Fortpflanzungsfähigkeit zu erledigen.

Ein Kommentar von Juliane Kinast.

Foto: Judith Michaelis

Dass die Politik in Nordrhein-Westfalen Paare mit Kinderwunsch jetzt bei den Möglichkeiten zur Therapie unterstützen will, ist ein wichtiger gesellschaftspolitischer Schritt in die richtige Richtung. Ebenso wie der erklärte Wille, sich auf Bundesebene für weitere Maßnahmen einzusetzen.

Denn die Politik hinkt der Gesellschaft hinterher. Warum zahlen die Kassen nur für verheiratete Paare in einem definierten Altersrahmen? Ist heute noch vermittelbar, dass man Eheleute für die besseren Eltern hält, die Ehe für den Garant einer stabilen Familie? Wohl kaum.

Eher noch müsste es eine Förderung für reproduktionsmedizinische Eingriffe auch für Alleinstehende geben. Von den Möglichkeiten zur Adoption für Homosexuelle mal ganz zu schweigen. Familie geht uns alle an. Wir brauchen sie für eine vitale Gesellschaft. In all ihren Ausprägungen.