Was für ein Mensch ist Olaf H.?
Ab Dienstag steht Mircos mutmaßlicher Mörder vor Gericht.
Krefeld. 145 Tage lang hatte das Schicksal des zehnjährigen Mirco aus Grefrath Familie, Freunde, Ermittler und Medien beschäftigt. Im Januar dann die traurige Gewissheit: Mirco ist tot, mutmaßlich ermordet vom dreimal verheirateten und dreifachen Vater Olaf H. aus aus Schwalmtal.
Ab Dienstag muss sich der 45-Jährige vor dem Landgericht Krefeld verantworten — wegen Mordes, Freiheitsberaubung, sexuellen Missbrauchs von Kindern und sexueller Nötigung.
Der Vorsitzende Richter Herbert Luczak, unterstützt von den Richterinnen Anne Zaum und Gabriele Unger sowie zwei Schöffen, muss die Tat und deren Umstände aufklären — und die mögliche Schuld von Olaf H. feststellen. Ein wesentlicher Teil des Verfahrens ist die Frage nach der Persönlichkeit des Täters: Was ist das für ein Mensch, der einen zehnjährigen Jungen von der Straße fängt, ihn missbraucht, dann erdrosselt und zusätzlich noch mit dem Messer auf ihn einsticht?
Laut Staatsanwaltschaft soll H. Mirco am Abend des 3. September 2010 angesprochen, in sein Auto gelockt und versucht haben, sich an dem Kind zu vergehen. Als eine Erektion ausblieb und er Angst bekam, entdeckt zu werden, soll er Mirco erdrosselt haben. Anschließend habe er dem Jungen noch ein Messer in den Hals gestoßen, so die 26 Seiten umfassende Anklageschrift.
Für den Prozess sind zunächst 15 Verhandlungstermine angesetzt. Die ersten beiden Tage hat Richter Luczak für Aussagen des Angeklagten reserviert.
Dessen Verteidiger Gerd Meister hat angekündigt: „Mein Mandant wird im Prozess eine Erklärung abgeben. Es wird kein Geständnis im Sinne der Anklage sein.“ Gemeint ist kein Widerruf des Geständnisses, sondern eher eine Erklärung über die Motivation.
Nach wie vor offen ist die Frage des Motivs. H. hatte dazu mehrere, unterschiedlich glaubwürdige Versionen abgeliefert. Um auch diese Frage zu klären, hat das Gericht rund 40 Zeugen bestellt — viele von ihnen aus dem Umfeld des Angeklagten.