In Island gibt es Zigaretten bald nur auf Rezept
Der nordische Inselstaat sorgt sich um die Gesundheit seiner Einwohner — wer qualmen will, soll künftig in die Apotheke.
Reykjavik. Die Initiative ist radikal. Wenn es nach dem Willen einiger isländischer Politiker geht, wird es Zigaretten auf der Insel bald nur noch in Apotheken geben. Auf Rezept. Nur noch für Menschen, die nachweislich nikotinabhängig sind. Das berichtet die britische Tageszeitung „The Guardian“. Im Parlament steht demnach die Debatte über einen Gesetzesentwurf bevor, der den Verkauf von Zigaretten im freien Handel verbieten soll.
Die ehemalige isländische Gesundheitsministerin Siv Fridleifsdottir führt die Initiative an. „Ziel ist es, Kinder und Jugendliche zu schützen und vom Rauchen abzuhalten“, sagte sie. Je mehr Isländer rauchten, umso größer werde der volkswirtschaftliche Schaden. Das Land hat nur 320 000 Einwohner.
Ob der Vorstoß praktikabel ist, wird sich zeigen müssen. Vorgesehen ist, dass Ärzte Rauchern beim Ausstieg aus der Sucht helfen. Erst, wenn dies nicht gelingt, soll es ein Rezept geben. Welche Mengen es umfassen soll, wie häufig Betroffene zum Arzt gehen und welche Kriterien erfüllt sein müssen, um als abhängig durchzugehen, wurde aber nicht bekannt.
Anna Baldursdottir, politische Beraterin des isländischen Gesundheitsministers, wies zwar auf die Seriosität des Vorschlags hin. „Ob es Gesetz wird oder nicht, weiß ich nicht. Allerdings bezweifle ich es ernsthaft“, sagte sie. Sollte es Realität werden, wäre es Teil eines Zehnjahresplans, der die Bekämpfung des blauen Dunstes zum Ziel hätte. So soll mittelfristig etwa das Rauchen auf öffentlichen Plätzen auch im Freien verboten werden.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Raucherquote in Island halbiert. Rauchten 1991 noch 30 Prozent, zünden sich heute nur noch etwa 15 Prozent der Isländer über 15 Jahren regelmäßig eine an. Ein Päckchen kostet umgerechnet etwa 5,40 Euro. Das ist auch der Preis, den die als süchtig klassifizierte Kundschaft künftig in der Apotheke zahlen müsste.