Berlin Was wir über das Coronavirus wissen

Berlin · Ausbreitung, Übertragung und Immunität: Über die Pandemie wird ausgiebig geforscht. Für manches ist die Datenbasis aber weiterhin dünn.

Eine Krankenschwester hält in einer Klinik ein Ohrthermometer. Ein Verdacht auf eine Erkrankung an Covid-19 könnte begründet sein, wenn die Trias aus trockenem Husten, Fieber und Atemnot vorliegt.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Seit mehr als drei Monaten breitet sich das Coronavirus immer rasanter in der Welt aus. Was wir über den Erreger wissen – und was nicht:

Ausbreitung: Wenn das Virus nicht aufgehalten wird, stecken sich immer mehr Menschen damit an. Zehn Wochen nach Bekanntwerden des Virus waren der Weltgesundheitsorganisation (WHO) global 100 000 Fälle bekannt, derzeit werden in nicht einmal zwei Tagen so viele Neuinfizierte registriert.

Allein am Sonntag wurde mit mehr als 82 000 neuen Fällen weltweit innerhalb von 24 Stunden ein weiterer Höhepunkt erreicht.

Übertragung: Wie stark sich Sars-CoV-2 überträgt, lässt sich bislang nicht genau feststellen. Das Robert Koch-Institut (RKI) verweist auf Studien, nach denen ein Infizierter im Schnitt zwischen 2,4 und 3,3 andere ansteckt – vor allem über Tröpfchen in der Luft. Prinzipiell nicht ausschließen will das RKI, dass man sich infiziert, wenn man eine kontaminierte Oberfläche berührt und dann ins Gesicht fasst. Wie häufig das Virus auf diesem Weg übertragen wird, ist nicht bekannt.

Patienten: Infizieren können sich alle, die noch nicht immun sind. Gerade für ältere Menschen besteht die größte Gefahr, eine schwere Form der Lungenkrankheit Covid-19 zu entwickeln. Genauso betroffen können allgemein gesunde Patienten mit vorgeschädigter Lunge sein, also etwa langjährige Raucher und Asthmatiker aber auch Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck. Mediziner betonen, dass auch jüngere Patienten nicht vor einem schweren Krankheitsverlauf gefeit seien.

Krankheitsverlauf: Die Spannbreite der Lungenkrankheit Covid-19 reicht von symptomlosen Verläufen bis zu Lungenversagen und Tod. Nach Auswertung der Fälle in der besonders betroffenen chinesischen Region Hubei verliefen dem RKI zufolge rund 80 Prozent der Erkrankungen mild bis moderat. Bei etwa 6 Prozent wird es aber kritisch oder lebensbedrohlich. Für Regionen außerhalb Hubeis gibt es Studien, die von einem etwas niedrigeren Anteil schwerer Verläufe ausgehen.

Todesfälle: Weltweit sind auch nach WHO-Angaben mehr als 64 000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus bekannt. Nach einer Studie von Forschern des Londoner Imperial College von Mitte März starben bis dahin praktisch keine infizierten Kinder und Teenager, bei den 20- bis 29-Jährigen waren es auch nur 0,03 Prozent der Infizierten. Von den über 80-Jährigen hingegen starb etwa jeder elfte.

Immunität: Anders als bei der saisonalen Grippe gibt es gegen Sars-CoV-2 bisher keine Impfung. Forscher erwarten einen Impfstoff erst in mehreren Monaten. Viele Experten sind sich sicher, dass zuvor ein Medikament auf den Markt kommen wird. Bisher beschränkt sich die Corona-Therapie vor allem auf die Linderung der Symptome. Wer einmal eine Infektion hinter sich gebracht hat, ist nach RKI-Annahmen wegen der Bildung von Antikörpern voraussichtlich für ein paar Jahre immun.

Eindämmung: In vielen Staaten gelten drastische Einschränkungen zur Unterdrückung der Pandemie, um die Gesundheitssysteme nicht zu überlasten. Zuletzt hatten Forscher aus Singapur herausgefunden, dass eine Kombination aus Schulschließungen, Homeoffice und Quarantäne die Corona-Ausbreitung stark bremsen kann. Viele Experten aber halten die Datenlage bislang noch zu dünn, um die genauen Auswirkungen endgültig zu bewerten. Ohne Gegenmaßnahmen allerdings könnte die Pandemie nach einer Studie des Londoner Imperial College bis Jahresende weltweit mehr als 40 Millionen Menschen das Leben kosten.