Paukenschlag in Los Angeles Weinstein formal wegen Vergewaltigung und erzwungenen Oralsex beschuldigt

New York · Prozessbeginn in New York und formale Beschuldigung in Los Angeles: Bei der juristischen Aufarbeitung der Vorwürfe von Sexualverbrechen gegen Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein hat es am Montag gleich zwei einschneidende Ereignisse gegeben.

Harvey Weinstein, Filmproduzent aus den USA, muss sich in New York vor Gericht verantworten.

Foto: dpa/Steven Hirsch

In New York begann der Prozess gegen den 67-Jährigen wegen zwei Fällen mutmaßlicher sexueller Gewalt. Nur Stunden später wurde der einstige Hollywood-Mogul in Los Angeles formal einer Vergewaltigung und eines sexuellen Angriffs binnen zwei Tagen beschuldigt.

Mehr als 80 Frauen - darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow - werfen dem einstigen Hollywood-Mogul jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vor. In den meisten Fällen sind die Vorwürfe aber verjährt oder die mutmaßlichen Opfer haben keine Anzeige erstattet.

Nach langen Ermittlungen begann am Montag in New York der erste Prozess gegen den "Pulp Fiction"-Produzenten. Dabei geht es um zwei Fälle: Eine frühere Produktionsassistentin beschuldigt den Gründer des Miramax-Filmstudios, ihr 2006 in seiner New Yorker Wohnung Oralsex aufgezwungen zu haben. Eine weitere Frau wirft Weinstein vor, sie 2013 in einem New Yorker Hotelzimmer vergewaltigt zu haben.

Am ersten Verhandlungstag ging es in erster Linie um technische Fragen. In der rund einstündigen Sitzung lehnte Richter James Burke einen Antrag der Verteidigung ab, die Jury für die Dauer des Prozesses weitgehend von der Außenwelt abzuschirmen. Die Auswahl der Geschworenen dürfte am Dienstag beginnen und rund zwei Wochen dauern. Der gesamte Prozess dürfte sich über mindestens sechs Wochen hinziehen.

Paukenschlag in Los Angeles

Stunden später ein Paukenschlag in Los Angeles: Die Staatsanwaltschaft der Filmmetropole gab eine formale Beschuldigung Weinsteins bekannt. Sie beschuldigt den 67-Jährigen, am 18. Februar 2013 in das Hotelzimmer einer Frau eingedrungen zu sein und sein Opfer dann vergewaltigt zu haben. Am folgenden Abend habe Weinstein dann eine andere Frau in einer Hotelsuite in Beverly Hills sexuell angegriffen. Die Vorwürfe lauten unter anderem auf Vergewaltigung, erzwungenen Oralverkehr und gewaltsame sexuelle Penetration.

"Wir glauben, dass die Beweise zeigen werden, dass der Beschuldigte seine Macht und seinen Einfluss nutzte, um Zugang zu seinen Opfern zu bekommen und dann gewaltsame Verbrechen gegen sie zu begehen", erklärte Staatsanwältin Jackie Lacey. Im Falle eines Prozesses und einer Verurteilung läge die Höchststrafe bei 28 Jahren. Die Staatsanwaltschaft will eine Kaution in Höhe von fünf Millionen Dollar festlegen lassen.

Weinstein war jahrzehntelang einer der einflussreichsten Männer Hollywoods

Er gründete 1979 zusammen mit seinem Bruder Bob das Filmstudio Miramax, das unter anderem Quentin Tarantinos Kultfilm "Pulp Fiction" produzierte. 2005 gründeten die Brüder dann das Filmstudio The Weinstein Company, das hinter Erfolgen wie "Inglourious Basterds" und "The King's Speech - Die Rede des Königs" steht. Weinstein-Produktionen sammelten im Laufe der Jahrzehnte 81 Oscars.

Das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den mächtigen Filmproduzenten sorgte deswegen im Oktober 2017 weltweit für Schlagzeilen - und trat die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt an Frauen los. In der Folge wurden Vorwürfe gegen zahlreiche Prominente aus der Filmwelt und anderen Branchen laut. Sie verloren Rollen, Posten und Ansehen, strafrechtliche Konsequenzen wie der Prozess gegen Weinstein sind aber bislang eher die Ausnahme.

(AFP)