Weinstein-Prozess Mimi Haleyi wirft Ex-Filmmogul Vergewaltigung vor - Zeugin bestätigt Aussage

New York · Die ehemalige Mitbewohnerin einer der Hauptzeuginnen schilderte vor Gericht, wie diese ihr nach einem mutmaßlichen sexuellen Übergriff Harvey Weinsteins von der Tat erzählt habe.

Mimi Haleyi (l) sitzt neben ihrer Anwältin Gloria Allred.

Foto: dpa/Seth Wenig

Unter Tränen schilderte die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi am Montag vor Gericht, wie Weinstein ihr 2006 im Kinderzimmer seines New Yorker Apartments Oralsex aufgedrängt habe. Weinsteins Verteidiger legte E-Mails vor, die belegen sollen, dass die beiden eine „einvernehmliche Beziehung“ hatten.

Haleyi berichtete vor dem New Yorker Gericht, Weinstein habe bei ihrem Besuch im Juli 2006 zunächst „freundlich“ gewirkt, sie dann aber in das Zimmer mit Kinderzeichnungen an der Wand gedrängt. „Er küsste und begrapschte mich“, sagte die 42-Jährige. „Ich habe die ganze Zeit deutlich gemacht, dass ich das nicht möchte“, erklärte sie schluchzend.

Der Produzent, der damals drei Mal so viel wog wie sie, habe sie auf ein Bett geschubst und ihr Oralverkehr aufgedrängt. Sie habe versucht, zu entkommen, aber gemerkt, dass es „sinnlos“ sei, sagte Haleyi.

Die finnischstämmige Haleyi brachte den Vorfall nach eigenen Angaben aus Angst vor einer Ausweisung aus den USA nicht zur Anzeige. Sie habe damals kein gültiges Arbeitsvisum besessen. „Ich dachte, es wäre keine Option für mich, zur Polizei zu gehen“, sagte sie. Weinstein habe zudem „sehr viel mehr Macht und Beziehungen“ gehabt.

Zwei Wochen später soll Haleyi Sex mit dem Filmmogul gehabt haben. Er habe sie am Arm „gepackt“ und zum Bett geführt, berichtete die 42-Jährige. Auf die Frage von Weinsteins Anwalt Damon Cheronis, ob dieser sie vergewaltigt habe, sagte Haleyi, sie habe sich nicht gewehrt.

Cheronis konfrontierte Haleyi im Kreuzverhör damit, dass sie nach dem mutmaßlichen Übergriff jahrelang weiterhin Kontakt zu Weinstein hatte. Er legte zahlreiche E-Mails und andere Nachrichten vor, aus denen dies hervorgeht.

So schrieb Haleyi im September 2006, als sie erfuhr, dass Weinstein sich in London aufhielt, an dessen Assistenten: „Ich bin total geknickt, dass ich euch verpasst habe.“ Eine E-Mail an Weinstein aus dem Jahr 2008 unterzeichnete sie mit „Liebste Grüße“ (“Lots of Love“). Dies sei eine übliche Grußformel, verteidigte sich Haleyi vor Gericht.

Cheronis argumentierte, sie habe eine „einvernehmliche Beziehung“ mit Weinstein gehabt und sei mit ihm befreundet gewesen. Haleyi erwiderte, die Beziehung zu dem Filmproduzenten sei geschäftlich gewesen.

In dem bis Anfang März angesetzten Prozess wird dem Gründer des Miramax-Filmstudios zur Last gelegt, Haleyi 2006 Oralsex aufgedrängt und 2013 die Jungschauspielerin Jessica Mann vergewaltigt zu haben.

Zeugin stützt Darstellung sexueller Übergriffe

Eine Zeugin hat die Vorwürfe von Sexualverbrechen gegen den ehemaligen Filmmogul gestützt. Die ehemalige Mitbewohnerin von Mimi (Miriam) Haleyi schilderte am Dienstag vor dem Obersten Gericht in New York, wie diese ihr nach einem mutmaßlichen sexuellen Übergriff Harvey Weinsteins von der Tat erzählt habe. Damit bestätigte sie Haleyis eigene Zeugenaussage vom Montag.

Die Zeugin berichtete weiter, wie sie nach dem Gespräch mit Haleyi 2006 reagiert habe: „Ich sagte: "Miriam, das klingt nach Vergewaltigung."“ Sie erzählte auch davon, wie sie Weinstein damals in einem New Yorker Club zusammen mit Haleyi auf einer Veranstaltung gesehen habe. Er sei auf Haleyi zugegangen, habe sie umfasst und gesagt: „Das ist die heißeste Frau, die ich kenne“.

Weinsteins Hauptanwältin Donna Rotunno versuchte, die Aussage mit Detailfragen unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Ihre Frage, ob die Zeugin mit Haleyi vor dem Prozess gesprochen habe, wurde verneint. Sie habe seit mindestens 2007 nicht mehr mit ihr geredet, sagte die frühere Mitbewohnerin.

Der Ex-Filmmogul bestreitet alle Vorwürfe. Seine Verteidiger versuchen, die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen in Frage zu stellen. Am Ende entscheiden die zwölf Geschworenen über Schuld oder Unschuld. Bei einer Verurteilung droht Weinstein lebenslange Haft. Mehr als 80 Frauen haben Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst.

(AFP)