Weißbrot statt Leinwand
Der Karikaturist Jörg Baltes malt seine sozialkritischen Kunstwerke auf Toastbrot.
Sprendlingen. Pinsel und Rollen baumeln über der Werkbank, Porträts von Freunden hängen an der Wand — gebannt auf Toast. Zwei kleinere Weißbrot-Objekte zeigen blaues Meer und Palmen. „Das sind Motive von Hawaii-Hemden. Und was ist das? Eben, Toast Hawaii“, sagt Jörg Baltes.
Der 53-jährige Künstler aus Sprendlingen in Rheinland-Pfalz druckt unter anderem Bilder auf Toastbrot. In seiner Werkstatt, ein ehemaliger Kuhstall, lagern seine knusprigen Schätze.
Damit seine Toasts unvergänglich bleiben, habe er viel ausprobiert und schließlich eine Methode gefunden, erklärt Baltes. Das Druckverfahren gehe schnell, die Versieglung dauere aber mindestens eine Woche. „Ohne das Versiegeln kommt der Brotkäfer“, sagt er und zeigt auf winzige Löcher in einem seiner ersten Toast-Versuche. Mittlerweile schwört er auf eine bestimmte Sorte. Drei Vorratspackungen davon liegen im Arbeitszimmer griffbereit.
Dass er mit Lebensmitteln spielt, findet nicht jeder gut. Die Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ sieht die Arbeit des Künstlers aber positiv. Es sei „kein Skandal, wenn ein Künstler mal ein Toastbrot bemalt“, sagt Pressesprecher Rainer Lang.
Auf die Idee, eckige Weißbrotscheiben als Druckunterlage zu verwenden, kam Baltes 2004. Damals sollte ein Käsetoast mit dem Abbild der Jungfrau Maria im Internet versteigert werden. Die Kombination fand er nach eigenen Worten „niederschmetternd schön“. Der 53-Jährige, der nach eigenen Angaben streng katholisch erzogen wurde, übt heute gern auf seine Weise Kritik an der katholischen Kirche. Eines seiner neuesten Werke — ein aus mehreren Toast-Scheiben bestehendes Oval — zeigt Papst Benedikt XVI. Statt einer Mitra prangt auf seinem Kopf jedoch ein riesiges Kondom. Er liebe die „Verwerfung zwischen technischer Welt und naivem Glauben“, sagt er.
Seit knapp sieben Jahren bringt Baltes seine Sozialkritik nun auf Toast. Er wolle den Menschen zeigen: „Nehmt euch mal nicht selbst so ernst.“