Stadtbekannte Weißes Pferd in Frankfurt sorgt für Furore

Frankfurt · Ein weißes Pferd allein am Mainufer in Frankfurt - immer wieder bekommt die Polizei deswegen Anrufe. Doch die Beamten bleiben gelassen: Die Stute Jenny ist inzwischen weit über die Stadt hinaus bekannt.

Neugierig beschnuppert die Araberstute "Jenny" auf ihrem täglichen Spaziergang durch den Frankfurter Stadtteil Fechenheim das Kind von Raphael Wöllstein, der gerade auf dem Weg zur Bahn ist.

Foto: dpa/Boris Roessler

Jeden Morgen öffnet Werner Weischedel (79) ein halbhohes Stahlgatter und lässt Araberstute Jenny aus ihrem Stall im Frankfurter Stadtteil Fechenheim. Dann spaziert das Tier hufklappernd über das Kopfsteinpflaster der Fußgängerzone in Richtung des Landschaftsschutzgebietes am Mainufer. Seelenruhig knabbert sie dort an Sträuchern und Gebüschen, Passanten grüßen sie freundlich. Die Polizei hat mit dem freilaufenden Tier kein Problem. Seit Jenny über Berichte auch im Internet bekannt ist, sorgen sich aber Tierschützer. Zuvor hatten mehrere Medien über das ungewöhnliche Pferd berichtet.

Der 32-jährige Raphael Wöllstein, der mit Kinderwagen und zwei Hunden unterwegs ist, freut sich über die Begegnung: „Guten Morgen“, sagt er und streicht Jenny über den Hals. „Seit Jahren läuft sie hier durch. Ich finde das toll.“ Auch seine Hunde sind begeistert und begrüßen das Tier schwanzwedelnd.

"Jenny" schnuppert an einer Bahn, die gerade am Bahnsteig stoppt.

Foto: dpa/Boris Roessler

Dass die Spazierstrecke der Stute an den Straßenbahngleisen entlangführt, ist laut Halter Weischedel kein Problem. Passiert sei in 14 Jahren noch nie etwas. Die Straßenbahnfahrer kennen sie und machen extra langsam. Einer habe sie laut ihrem Besitzer sogar einmal über den Außenlautsprecher begrüßt: „Jenny, machst du uns mal bissche' Platz.“ Eine Straße muss Jenny auf ihren kilometerlangen Wanderungen nicht überqueren.

Besorgte Bürger rufen Polizei

Trotz eines Schildes mit Weischedels Kontaktdaten um den Pferdehals rufen regelmäßig besorgte Bürger bei der Polizei an, denen das vermeintlich herrenlose Tier auffällt. „Wir mussten noch nie tätig werden“, sagt Polizeisprecherin Isabell Neumann. Höchstens eine kurze Nachfrage bei ihrem Besitzer, ob Jenny dort tatsächlich unterwegs ist, sei manchmal fällig. Das Tier trägt zudem einen Zettel am Halfter mit dem Text: „Ich heiße Jenny, bin nicht weggelaufen, gehe nur spazieren. Danke.“

Werner Weischedel krault seiner Araberstute "Jenny" den Kopf, bevor er dem 22-jährigen Pferd wie jeden morgen die Stalltür öffnet.

Foto: dpa/Boris Roessler

Den Kontakt mit anderen Tieren und Menschen genießt die 22 Jahre alte Stute. Besonders seit Charly, ihre langjährige Weggefährtin und früher das zweite Pferd in Weischedels Stall, vor einem halben Jahr an Krebs gestorben ist. Nur einmal habe es einen Zwischenfall mit einem freilaufenden Schäferhund gegeben, sagt der 79-jährige Pferdebesitzer. „Der wollte ihr an die Hinterbeine gehen, da hat sie ihm eine geflammt, der ist geflogen bis in die Brombeerhecke.“ Vom Wetter lässt sich Jenny nicht abschrecken. Mit der richtigen Decke ausgerüstet geht es auch bei Regen nach draußen. Nach Hause kommt sie am Nachmittag von ganz alleine: „Sie weiß, dann ist ihr Futter im Trog“, erklärt Weischedel.

Kritk von Tierschützern

Damit niemand denkt, sie sei entlaufen trägt die Araberstute Jenny ein Schild mit der Aufschrift "Ich heiße Jenny, bin nicht weggelaufen, gehe nur spazieren" am Halfter.

Foto: dpa/Boris Roessler

Videos über das wanderende Pferd wurden im Internet schon hunderttausendfach angeklickt. Die Kommentare im Netz sind allerdings nicht nur positiv. Tierschützer kritisieren, dass Jenny ohne Artgenossen unterwegs ist und für sich und andere möglicherweise eine Gefahr darstelle. Doch die Gesellschaft für Pferdemedizin sieht das gelassen: „Jenny hat durch ihre Spaziergänge viel Bewegung und sie erscheint sehr entspannt und zufrieden“, sagt Tierärztin und Vorstandsmitglied Maren Hellige. Der Spazierweg sei zu ihrer gewohnten Umgebung geworden, so dass Autos, Spaziergänger und die Straßenbahn für sie alltäglich seien. Jenny scheint das in der Tat alles nicht zu kümmern. Sie zieht weiter gemütlich ihre Runden.

(dpa)