Wenig Chancengleichheit in NRW

Aber Schüler erreichen häufiger die Hochschulreife als anderswo.

Gütersloh. Schüler in Nordrhein-Westfalen erreichen häufiger die Hochschulreife als ihre Mitstreiter in allen anderen Bundesländern. Dafür ist die Durchlässigkeit im Schulsystem und damit die Chancengleichheit zwischen Rhein und Weser weniger ausgeprägt als im Bundesschnitt. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor.

Demnach haben in NRW im Schuljahr 11/12 rund 59,1 Prozent der jungen Erwachsenen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen die Berechtigung zu einem Studium erreicht. Der Bundesschnitt liegt bei 51,1 Prozent.

Den Sprung aufs Gymnasium schafften in NRW 41,1 Prozent. Bundesweit waren es 42,1 Prozent, in Hamburg sogar 52,1. Beim Wechsel zwischen den Schularten kommen in NRW auf einen Wechsel von einer niedrigeren auf eine höhere Schulart 7,5 Abwärtswechsel. Bundesweit ist das Verhältnis 1:4,2, in Hamburg sogar nur 1:2,0.

In den Kategorien Kompetenzförderung und Integrationskraft landet NRW in Deutschland weiterhin im Mittelfeld. Die Wissenschaftler bescheinigten NRW in vielen Punkten leichte Verbesserungen im Vergleich zu den Vorjahren. Trotzdem landet NRW in den Kategorien Kompetenzförderung und Integrationskraft in Deutschland weiterhin im Mittelfeld. Bei der Durchlässigkeit (Wechsel von einer Schulform in die andere) bleibt das bevölkerungsreichste Bundesland im unteren Drittel.

Bei den Schulabschlüssen bleibt NRW in der Spitzengruppe. So verringerte sich der Anteil der Hauptschüler ohne Abschluss von 2009/10 bis 2011/12 von 6,5 auf 5,7 Prozent. Der Anteil der jungen Erwachsenen mit Hochschulreife kletterte im gleichen Zeitraum von 54,4 auf 59,1 Prozent. Die Zahl der Sitzenbleiber ging leicht von 2,5 auf 2,3 Prozent zurück.

Der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist von 6,3 auf 6,6 Prozent gestiegen. Im Bundesvergleich bedeutet das Mittelfeld. Der Anteil der Schüler an Förderschulen lag zuletzt bei 5,3 Prozent und damit genauso hoch wie zwei Jahre zuvor. Andere Bundesländer haben allerdings mittlerweile bessere Zahlen. NRW rutschte damit aus dem Mittelfeld in die untere Gruppe.

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sieht die Schwerpunkte der NRW-Bildungs- und Schulpolitik bestätigt. „Wir müssen weiterhin systematisch und konsequent daran arbeiten, dass alle Kinder und Jugendlichen die gleichen Chancen haben“, betonte sie. NRW sei mit dem Ausbau des Ganztags und dem längeren gemeinsamen Lernen auf einem guten Weg zu mehr Chancengerechtigkeit.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte mehr Investitionen in den Bildungsbereich. dpa