Wie alt ist Augsburg wirklich?
Augsburg (dpa) - 15 Jahre vor Christi Geburt oder doch 15 Jahre danach? Die Augsburger rätseln, wann ihre Stadt wirklich gegründet wurde.
Bereits 1985 hatten die Bürger das 2000-jährige Bestehen der bayerischen Stadt groß gefeiert. Zehntausende Menschen säumten damals die Altstadt, rund 1600 Sänger sorgten für den musikalischen Rahmen. Neben CSU-Übervater Franz Josef Strauß waren auch die ehemaligen Bundespräsidenten Karl Carstens und Walter Scheel gekommen; die damalige Bundespost gab eine Sonderbriefmarke heraus. Dumm nur, dass die Feier möglicherweise 30 Jahre zu früh stattgefunden hat - das echte Gründungsjubiläum könnte in zwei Jahren sein, zumindest wenn man der Einschätzung von manchen Experten folgt.
Augsburgs Kulturbürgermeister Peter Grab löste jedenfalls mit Überlegungen zur wahren Stadtgründung heftige Diskussionen im Kulturausschuss der Stadt aus. Wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtete, nannte er als wahrscheinlich echtes Gründungsdatum das Jahr 15 nach Christus. Damit wäre Augsburg 30 Jahre jünger als bisher angenommen. Denn bislang haben die Augsburger immer das Jahr 15 vor Christus angegeben; damals hatten die Römer ein Legionslager errichtet. Somit wäre „Augusta Vindelicum“ die zweitälteste Stadt Deutschlands nach Trier.
Grund für die Irritationen um die Gründung von Bayerns heute drittgrößter Stadt ist eine wissenschaftliche Definition. Denn zunächst sei die Siedlung lediglich ein Militärstandort gewesen, erst später sei sie zivil genutzt worden - und erst das zähle als Stadtgründung. Ein Historiker soll die Kommune kürzlich auf den Irrtum aufmerksam gemacht haben.
Für Außenstehende mag die Diskussion eher amüsant wirken, Grab wollte allerdings eine durchaus ernsthafte Debatte darüber auslösen, ob bald wieder groß gefeiert werden soll. Der Sachverhalt sei keine neue Erkenntnis, sagte der Kulturreferent der Nachrichtenagentur dpa. Die unterschiedlichen Gründungsdaten von Militärlager und ziviler Siedlung seien längst in der Fachliteratur niedergeschrieben.
„Die entscheidende Frage lautet also ganz unaufgeregt: Wollen wir 2000 Jahre in 2015 feiern oder nicht?“, betonte der Politiker der Wahlinitiative „Pro Augsburg“. Es sei seine Pflicht, dies im Kulturausschuss zu diskutieren. Denn falls eine neue 2000-Jahr-Feier gewünscht sei, müsste dies rechtzeitig vorbereitet werden, erklärte der 55-Jährige.
Manche in dem Gremium sahen die Angelegenheit allerdings nicht ganz so sachlich wie der Bürgermeister. In dem Ausschuss gab es vielmehr auch Stimmen, die Grab dafür kritisierten, dass er den Stadträten die Zweifel am offiziellen Datum des Stadtgeburtstages überhaupt mitgeteilt hat. So zitiert die Zeitung die SPD-Stadträtin Lieselotte Grose mit den Worten: „Sie hätten das hier nie bekanntgeben dürfen. Wir machen uns ja zur Lachnummer in ganz Deutschland, wenn man erfährt, dass wir zu früh gefeiert haben.“