Wie Muslime das Weihnachtsfest sehen
Geschenke gibt es auch für Kinder, die nicht im christlichen Glauben erzogen werden.
Köln. Hanim Ezder ist mit ihrer Weihnachtspost längst fertig. Blerina Cana hat die Geschenke für ihre beiden Kinder schon viele Tage vor Heiligabend eingepackt. Sogar ein Weihnachtsbaum steht bereits im Wohnzimmer. Klingt zunächst nicht ungewöhnlich, aber: Die beiden Frauen sind gläubige Musliminnen.
Die meisten Muslime wollen sich während der Advents- und Weihnachtszeit nicht ausgrenzen, sagt Aiman Mazyek, der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD) in Köln. „Im Gegenteil. Wir nehmen aktiv teil, gehen auch zum Weihnachtsessen mit den Arbeitskollegen“, erzählt der 41-Jährige. „Die meisten sind offen und mit Sympathie dabei.“
Vier Millionen Muslime in Deutschland sind keine homogene Gruppe, jeder geht anders mit der christlichen Tradition um, meint Hanim Ezder, die aus der Türkei stammt und in Deutschland aufgewachsen ist. „Natürlich hält es jeder anders mit Weihnachten. Bei mir hört es definitiv auf, wenn es in religiöse, christliche Riten übergeht. Einen geschmückten Weihnachtsbaum könnte ich persönlich nicht mit meinem muslimischen Verständnis vereinbaren.“ Was macht sie am 24. Dezember? „Nichts Besonderes. Ich freue mich über einen arbeitsfreien Tag und auf Zeit mit meiner Familie.“
Mazyek hingegen meint: „Ich erlebe Weihnachten als eine sehr schöne und besinnliche Zeit, freue mich über den Schmuck in den Städten und gehe auch mit meinen Kindern zum Weihnachtsmarkt oder treffe mich dort mit Freunden.“ Der ZMD erhalte in der Vorweihnachtszeit auch viele Anfragen, ob Jesus im Islam eine Rolle spiele. Im Islam gilt Jesus als Prophet.
Viele Muslime machen zu Weihnachten Geschenke, so wie auch Blerina Cana aus Albanien. Das gehe auch ohne Bindung an die christliche Religion — den Kindern zuliebe, erzählt sie. Millionen Deutsche gehören ja schließlich auch keiner christlichen Kirche an und kaufen trotzdem Geschenke und haben einen Christbaum, meint Cana.
Es gibt aber auch Ablehnung: „Muslimische Familien, die sich sonst eher isolieren, die wenig Kontakte haben, wollen keinen Bezug zulassen zu Weihnachten“, erzählt Erzieherin Silke Wirtz, die viele muslimische Kinder betreut. „Die Eltern sagen: „Weihnachten ist Christenfest“ und nehmen die Kinder raus, wenn Adventsgottesdienst ansteht.“ Das sei aber eher die Ausnahme: „Die Kinder stellen Fragen zur Weihnachtsgeschichte, wollen basteln und auch zu Hause schmücken und backen. Die meisten Eltern verschließen sich da nicht.“