Meinung Wie weit zu weit geht lustig?

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Düsseldorf an jedem Rosenmontag dank der provokativen Wagen von Jacques Tilly die Aufmerksamkeit der Republik sicher: Keine Titelseite und keine Tagesschau ohne Tillys Wagen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Entsprechend lässt man in der Landeshauptstadt nichts auf Tilly kommen. Wenn jetzt noch Donald Trump wütend über Tilly twitterte, kriegten sie sich im Rathaus vor lauter Glück gar nicht mehr ein.

Bevor sich jetzt an dieser Stelle des Kommentars der erste Kölner die Hände reibt, weil er schon ein „aber“ ahnt: Euer trutschig-trauriger tantenhafter Zug wird zurecht von einem hauptberuflichen Beerdigungsunternehmer angeführt, weil er nämlich todlangweilig ist.

Und jetzt das „aber“: Als müsste Tilly noch beweisen, dass sein bitterböser satirischer Humor in Düsseldorf wirklich alles darf, wird er gefühlt von Jahr zu Jahr immer noch schriller und lauter: Seht her, wie weit ich zu weit gehen darf!

Die Frage ist aber doch gar nicht, was Satire und schwarzer Humor dürfen (von mir aus: sehr viel, fast alles). Die Frage ist, ob man immer weiter zu weit gehen muss, weil man es eben darf — und ob das in seiner Mutwilligkeit überhaupt noch Spaß macht. Wie erklärt man Kindern eigentlich, dass da ein US-Präsident die Freiheitsstatue vergewaltigt? Ist das lustig? Und dass die Freiheitsstatue ein paar Wagen weiter dem US-Präsident den Kopf abgeschnitten hat? Geht das eleganter? Kann man die Ästhetik der Trump’schen Polit-Pornografie und der IS-Terror-Videos vielleicht demaskieren — statt sie platt zu übernehmen? Weniger wäre manchmal einfach mehr.