Schwache Quote Impro-„Tatort“ mit Ulrike Folkerts polarisiert
Berlin (dpa) - Der improvisierte ARD-„Tatort“ aus Ludwigshafen vom Sonntagabend hat vielfältige und kontroverse Reaktionen ausgelöst. Aber trotz der Diskussion, die bereits im Vorfeld geführt wurde, blieb die Einschaltquote deutlich unter dem Durchschnitt und war eine der schwächsten in der „Tatort“-Geschichte.
Lediglich 6,35 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 17,6 Prozent) schalteten den Krimi mit Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ein, weniger waren es in jüngerer Vergangenheit nur bei einem Schweizer „Tatort“ Mitte 2015 und einem Fall aus Österreich Mitte 2010.
Der Film „Babbeldasch“, in dem es um den Mord am Ensemblemitglied eines Amateurtheaters ging, verzichtete am Sonntagabend auf ein klassisches ausformuliertes Drehbuch und setzte stattdessen auf Improvisation. Viele Darsteller außerhalb der üblichen Ermittlerbesetzung waren Laiendarsteller und sprachen im Pfälzer Dialekt. „Selbstverständlich hätten wir uns mehr Zuschauer für unseren "Tatort: Babbeldasch" gewünscht“, sagte Martina Zöllner, Fernsehfilmchefin des Südwestrundfunks (SWR) auf Anfrage. „Offenbar haben die in unseren Augen liebenswürdigen Eigenheiten des Films das "Tatort"-Publikum polarisiert, in stärkerem Maß, als wir erwartet hätten, als wir dieses Experiment angingen.“
Der „Tatort“ mit seiner Vielgestaltigkeit vertrage aber neben den klassisch erzählten Geschichten auch ungewöhnlichere Impulse, so Zöllner weiter. „Deshalb freuen wir uns natürlich, dass es auch viele Zuschauer gibt, die ihren Spaß an der Lebendigkeit und Frische der Dialoge äußern und die uns bei dieser Hommage an das Volkstheater gefolgt sind.“
Beim TV-Publikum fielen die Reaktionen gemischt aus. Unter dem Hashtag #Babbeldasch meldeten sich auf Twitter einige Zuschauer zu Wort: „Gestern hab ich mir beim #Tatort Untertitel gewünscht. Nette Idee, leider schlecht umgesetzt“, schrieb ein User. „#Babbeldasch ist hoffentlich bald zu Ende, zu Ende, zu Ende“, jammerte ein anderer, der sich wohl nicht fürs Umschalten entscheiden konnte.
Die ARD bat auf ihrer Facebook-Seite zur Diskussion und Bewertung des Films und erhielt Noten zwischen eins und sechs und kontroverse Kommentare. „...all die Typen, die nach fünf Minuten so genau Bescheid wissen über den Untergang des Fernseh-Abendlandes, schreien nächste Woche beim "normalen" Tatort wieder: "laaaangweilig. Habt doch mehr Mut, Fernsehanstalten“, schrieb ein User - einer von mehr als 4000, die bis zum Montagvormittag ihre Meinung abgegeben hatten. Ein Anderer schrieb: „#tatort heute in jedem Fall besser als der Durchschnitt. Unterhaltsames Experiment.“
Die „Bild“-Zeitung hatte die Folge von Regisseur Axel Ranisch am Samstag als „schlechtesten Tatort aller Zeiten“ verrissen. „Spiegel Online“ schrieb von einem „Ausnahme-"Tatort" - der leider nicht aufgeht“. Die „Welt am Sonntag“ ergänzte: „Und - aber das wussten wir eh: Pfälzisch ist nur in Maßen zu genießen, sonst werscht verriggt.“ François Werner, Betreiber der Seite „tatort-fundus.de“, sagte, er finde die teils harsche Kritik „völlig überzogen“. „Ich glaube, darin steckt eher eine Kritik an der generellen Experimentierfreudigkeit am "Tatort" und das immer häufigere Weg vom klassischen Krimi hin zum betont anderen Krimi.“
Im Herbst folgt der nächste im Mafia-Milieu angesiedelte „Tatort“ mit Lena Odenthal mit dem Titel „Der sprechende Tote“. Die Dreharbeiten zum danach folgenden „Tatort“ mit dem Titel „Waldlust“ aus Ludwigshafen nach dem gleichen Konzept wie „Babbeldasch“ haben bereits begonnen. Auch dabei sind keine Dialoge vorgegeben worden. Regie führt erneut Axel Ranisch, der Sendetermin ist laut Zöllner „noch offen“. Es wird laut SWR aber wohl auf Ende 2018 oder 2019 hinauslaufen.