Organisierte Kriminalität? Wieder Juwelier-Überfall auf Berliner Kudamm

Berlin (dpa) - Nach dem Überfall auf einen Luxusjuwelier am Berliner Prachtboulevard Kurfürstendamm gibt es noch keine eindeutige Spur zu den Tätern. Die Ermittlungen haben Mitarbeiter des Landeskriminalamts übernommen, die auf Organisierte Kriminalität spezialisiert sind.

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Die Täter hatten am Donnerstagnachmittag zuerst einen Wachmann vor dem Geschäft mit einem Hammer niedergeschlagen und schwer an der Schulter verletzt. Anschließend zertrümmerte einer mehrere Glasvitrinen im Geschäft und stahl teure Uhren, während sein Komplize mit einer Schusswaffe drohte.

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Die Polizei werte im Moment die Videoüberwachung aus, suche nach Fingerabdrücken und befrage Zeugen, sagte ein Sprecher. Vom Juwelier sei eine umfangreiche Schadenliste angefordert worden, um einen Verkauf der gestohlenen Uhren zu erschweren. Es gibt die Vermutung, dass erneut eine Bande hinter dem Überfall stecken könnte.

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In den vergangenen Jahren hatten unter anderem kriminelle arabische Clans mehrfach in Luxusgeschäften rund um den Kudamm zugeschlagen. Die Strukturen solcher Großfamilien sollen Mafia-Netzwerken in Italien ähneln.

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Beim jüngsten Überfall hatte ein Mann zunächst vorgetäuscht, ein Kunde zu sein und war vom Wachmann ins Geschäft gelassen worden. Kurze Zeit später schlug ein zweiter, maskierter Mann den Wachschützer vor dem Laden nieder. Er stahl anschließend die Uhren im Geschäft, während sein Komplize den Geschäftsführer und zwei Mitarbeiterinnen mit einer Schusswaffe bedrohte. Sie blieben unverletzt.

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Zeugen beobachteten noch einen dritten Mann, der den Räubern von draußen Zeichen gegeben haben soll. Daraufhin flüchteten alle drei Männer zu Fuß. Sie blieben unerkannt.

Der 43-jährige Wachmann liegt mit einer schwer verletzten Schulter im Krankenhaus. Wie hoch die Beute ist, steht laut Polizei noch nicht fest. Die Höhe werde aber auch später nicht mitgeteilt - aus ermittlungstaktischen Gründen. Am Eingang des Geschäfts war am Abend eine zerstörte Glasvitrine zu sehen.

In der Gegend rund um Berlins bekannteste Einkaufsmeile gibt es immer wieder Überfälle, vor allem auf Juweliere, Luxusuhrenläden und das Luxuskaufhaus „Kaufhaus des Westens“ (KaDeWe).

Der jüngste Schmuckraub mitten im Weihnachtsgeschäft erinnert an den Überfall auf das KaDeWe fast auf den Tag genau drei Jahre zuvor: Am 20. Dezember 2014, einem Samstag, hatten fünf Maskierte dort in der Schmuckabteilung Tränengas versprüht, mit Hämmern und Äxten Vitrinen zerstört und Uhren, Halsketten sowie Ohrringe in Taschen eingepackt.

Binnen 79 Sekunden erbeuteten sie damals Uhren und Schmuck im Wert von mehr als 800.000 Euro. 13 Menschen wurden verletzt. Die Beute ist bis heute verschwunden. Fast alle der mutmaßlichen Täter wurden gefasst und mehrere bereits verurteilt. Alle gehören zu einer arabischen Familie. Unter ihnen sind zwei Brüder, deren Vater vor einigen Tagen zu sechs Jahren und elf Monaten Haft verurteilt wurde - wegen Beihilfe zum schweren Raub.

Berliner SPD-Politiker forderten im Sommer ein härteres Vorgehen gegen kriminelle arabische Großfamilien. Sie seien politischer Sprengstoff für die Gesellschaft und unterhöhlten den Rechtsstaat. Inzwischen gibt es mit „4 Blocks“ sogar eine fiktive TV-Serie über arabische Mafia-Strukturen in der Hauptstadt.